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04.03.2025

«Schweizer Banken müssen sich auf ein anspruchsvolles Umfeld einstellen»  

Im Swiss Banking Outlook stellt die SBVg die erwartete Entwicklung ausgewählter Konjunktur- und Finanzmarktindikatoren sowie geschäftsrelevanter Themen für den Bankenplatz Schweiz dar. Dr. Martin Hess, Leiter Wirtschaftspolitik der SBVg, fasst für uns im Gespräch die wichtigsten Punkte der aktuellen Ausgabe zusammen.  

Martin, was unterscheidet den Swiss Banking Outlook von ähnlichen Erhebungen einiger Finanzinstitute?  

Die Aussagen beruhen auf einer Umfrage bei Chefökonominnen und Chefökonomen sowie CIOs von Mitgliedsinstituten der SBVg. Während einzelne Banken eigene Prognosen erstellen, bietet der Swiss Banking Outlook eine Konsensprognose für zentrale Finanzplatzindikatoren. Er ist damit der am breitesten abgestützte und deshalb aussagekräftigste Ausblick in der Branche.  

…und was hat dich bei den Resultaten der aktuellen Outlook-Ausgabe am meisten überrascht? 

Zunächst mal, was zwar nicht überraschend, aber beeindruckend ist: Die Unsicherheiten in den globalen Märkten, namentlich die geopolitischen Spannungen, resultieren in einer ausserordentlich breiten Streuung der Prognosen der einzelnen Experten. Der Einfluss der USA beispielsweise ist schwierig einzuschätzen, wenn die neue Administration gleichzeitig am Abbau von Sanktionen und am Aufbau von Handelszöllen arbeitet. Bei den einen Experten dominiert die Zuversicht, bei den anderen die Skepsis. Besonders überraschend ist, dass gewisse Experten für das Jahresende tatsächlich wieder Negativzinsen der SNB als wahrscheinlich ansehen. Das würde die Zinsmarge der Banken weiter massiv drücken. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. 

Du erwähnst es, der neue Swiss Banking Outlook zeigt ein gemischtes Bild für die Schweizer Wirtschaft. Wie beurteilst du die aktuellen Prognosen? 

Insgesamt zeigt sich die Schweizer Wirtschaft widerstandsfähig angesichts der Tatsache, dass unsere Nachbarländer als wichtige Exportmärkte mit einer Wachstumsdelle kämpfen. Das Wachstum des BIP, mit einem erwarteten Anstieg von 1,3 Prozent im Jahr 2025 und 1,5 Prozent im Jahr 2026 bleibt moderat positiv. Die erwartete Inflationsrate bleibt tief und damit auch das Zinsniveau. Dies wirkt sich grundsätzlich stabilisierend auf die Konjunktur aus. Gleichzeitig sehen wir aber auch Herausforderungen: Die Arbeitslosigkeit dürfte leicht steigen. Im Finanzsektor haben ein paar Banken bereits eine Reduktion ihrer Belegschaft angekündigt. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels dürften betroffene Bankangestellte aufgrund ihrer guten Ausbildung jedoch kaum Probleme haben, im Arbeitsmarkt weiterhin aktiv zu bleiben. 

Ein zentraler Punkt der Analyse ist die erwartete Zinsentwicklung. Was bedeutet das für die Banken? 

Die SNB dürfte den Leitzins bis Mitte 2025 auf 0,25 Prozent senken, und für viele Expertinnen und Experten ist wie gesagt sogar eine Rückkehr zur Nullzinspolitik nicht ausgeschlossen. Das wäre eine fundamentale Veränderung für das Bankgeschäft. Unabhängig davon, wo die Zinsen tatsächlich landen werden, erwarten die Experten einen Rückgang des Zinserfolgs. Der Hauptgrund ist der Rückgang der Zinsmarge. Zudem dürfte sich das Kreditwachstum sich aufgrund einer trägen Bautätigkeit und einer restriktiveren Kreditvergabe nur unterdurchschnittlich entwickeln. Der Erfolg in anderen Geschäftsbereichen – etwa im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft – wird entscheidend sein, um diese Entwicklung zu kompensieren. Hier gehen etwa die Hälfte der Befragten von stabilen oder steigenden Erträgen aus. 

Die verwalteten Vermögen aus dem Ausland sollen weiter steigen. Wie erklärst du diesen positiven Trend

Die Schweiz bleibt ein attraktiver Finanzplatz, und das zeigt sich auch in den Prognosen für die verwalteten Vermögen. Die Expertinnen und Experten erwarten für 2025 ein Wachstum zwischen 2,5 und 5 Prozent. Das liegt auf dem Niveau der langfristigen Erwartungen. Die Marktentwicklung ist positiv und das Vertrauen internationaler Investoren in die Stabilität der Schweiz ist in unruhigen Zeiten traditionell hoch. Die Nettozuflüsse aus dem Ausland dürften mit 1 bis 2 Prozent weiter positiv bleiben. 

Abschliessend: Wie stehen Chancen für den Bankenplatz Schweiz in der Zukunft? 

Die Stabilität der Schweiz, das hohe Vertrauen in unser Finanzsystem und die Innovationskraft der Banken bleiben unsere grossen Pluspunkte. Gerade in der Vermögensverwaltung und in der nachhaltigen Finanzwirtschaft hat die Schweiz weiterhin eine starke Position. Daneben ist aber wichtig, die Profitabilität zu stärken. Wenn die Banken kostenbewusst und flexibel auf die Veränderungen reagieren und die Regulierung ohne unnötige Lasten ausgestaltet wird, kann der Finanzplatz gestärkt aus dieser Phase hervorgehen. 

Vielen Dank für das Gespräch, Martin.  

Wirtschaft

Autoren

Nirmala Alther
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