Netto-Null bis 2050: Klima-Ziel erfordert jährliche Investitionen von CHF 12,9 Mrd.
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Das Netto-Null-Ziel der Schweiz bis 2050 erfordert eine Umstellung der Schweizer Volkswirtschaft auf nachhaltige Tätigkeiten. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) ist überzeugt, dass der Finanzplatz einen wichtigen Beitrag bei dieser Transition leisten kann. Nachdem sich die SBVg im Jahr 2020 auf das Anlagegeschäft konzentriert und für die Banken einen «Leitfaden für den Einbezug von ESG-Kriterien in den Beratungsprozess für Privatkunden» veröffentlicht hat, fokussiert die SBVg im Jahr 2021 auf die Finanzierungstätigkeit der Banken. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie die Banken mittels Finanzierungen die Transition der Schweizer Wirtschaft wirksam unterstützen können.
Nachhaltige Schweiz: Jährlicher Investitionsbedarf von CHF 12,9 Mrd.
Die von der SBVg in Zusammenarbeit mit BCG erarbeitete Studie zeigt, dass die Transition der Schweiz zu einer emissionsarmen Volkswirtschaft in den nächsten 30 Jahren Investitionen von insgesamt CHF 387,2 Mrd. erfordert. Dies bedeutet im Durchschnitt einen jährlichen Investitionsbedarf von CHF 12,9 Mrd. Gemessen am Bruttoinlandprodukt der Schweiz beträgt der jährliche Investitionsbedarf für die Umsetzung der Klimaziele rund 2 Prozent. Diese Investitionen ermöglichen die Umsetzung der notwendigen Reduktion von Treibhausgasen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 bei den emissionsstärksten zehn Sektoren der Schweizer Wirtschaft. Ein Grossteil der erforderlichen Investitionen entfällt auf die Sektoren «Leichter Strassenverkehr», «Gebäude» und «Schwerer Strassenverkehr». Diese Fakten und Zahlen sind ein wichtiger Beitrag, die Herausforderungen konstruktiv und mit Augenmass anzupacken.
Banken können Grossteil der Transition mit Krediten und via Kapitalmarkt finanzieren
Ein Grossteil des Investitionsbedarfs kann durch das herkömmliche Angebot von Banken finanziert werden. Neben Bankkrediten und Hypotheken im Umfang von CHF 10,7 Mrd. (83 Prozent des jährlichen Investitionsbedarfs) könnten weitere CHF 1,0 Mrd. (8 Prozent) durch den Schweizer Kapitalmarkt finanziert werden. Die notwendigen Bankkredite für die Klima-Transition würden beim heutigen Volumen rund 10,8 Prozent der jährlichen von Schweizer Banken vergebenen Hypotheken und Unternehmenskredite ausmachen. Die notwendige Kapitalmarktfinanzierung von rund CHF 1,0 Mrd. zur Klima-Transition würde 1,6 Prozent der jährlichen Anleiheemissionen an der Schweizer Börse ausmachen.
Bei den weiteren notwendigen Investitionen handelt es sich um öffentliche Güter wie den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, die traditionell durch den Staat finanziert werden (CHF 0,9 Mrd.). Die restlichen CHF 0,3 Mrd. bringen aufgrund der fehlenden Reife der benötigten Technologien gewisse Herausforderungen mit sich. Ansätze wie beispielsweise gemischte Finanzierungen (Blended Finance) oder Public-Private-Partnerships (PPP) können Lösungen für diese Investitionen bieten.
Zusammenspiel von Staat, Wirtschaft und Finanzplatz ist entscheidend
Damit die Transition und deren Finanzierung gelingt, ist ein optimales Zusammenspiel von Staat, Wirtschaft und Finanzplatz entscheidend.
Staatliche Rahmenbedingungen
Der Staat ist gefordert, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Regulatorische oder steuerliche Hürden und Einschränkungen bei der Finanzierungstätigkeit gilt es zu vermeiden. Nur ein starker Finanzplatz wird in der Lage sein, seine entscheidende Rolle bei der Finanzierung der Schweiz hin zu einer emissionsarmen Volkswirtschaft wahrzunehmen. Der Regulator kann zudem im Sinne eines «Green-Supporting»-Ansatzes regulatorische Anreize für klimaorientierte Finanzierungen schaffen. Im Weiteren ist die angemessene Offenlegung klimabezogener Informationen der zu finanzierenden Unternehmen und Projekte eine wichtige Voraussetzung für Finanzierungen.
Banken beraten und finanzieren
Zahlreiche Institute haben sich globalen Initiativen wie den Principles for Responsible Banking (PRB) angeschlossen, legen Zahlen zur Klimaverträglichkeit offen (z. B. TCFD, Klimaverträglichkeitstests des Bundesamts für Umwelt, BAFU) oder haben spezifische Angebote für die Finanzierung von klimaorientierten Investitionen geschaffen. Die gesamte Branche – von den Regionalbanken über Kantonalbanken bis hin zu den Grossbanken – und ihr gesamtes Leistungsangebot – von Hypotheken und KMU-Krediten über Fahrzeugleasing bis hin zu Kapitalmarktgeschäften – werden benötigt, um die einzelnen Finanzierungsbedürfnisse ideal abdecken zu können. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Unternehmen und Banken erfolgreich nachhaltige Projekte umsetzen können.
Wirtschaft als Investoren
Die Umsetzung diverser Massnahmen zur CO2-Einsparung erfordert über alle Sektoren der Wirtschaft signifikante Anstrengungen. Entscheidend ist, dass die Unternehmen aus allen Sektoren fortlaufend nachhaltige Massnahmen angehen und entsprechend investieren. Die zahlreichen Projekte in den verschiedenen Sektoren zeigen, dass grosse Schritte in Richtung einer emissionsfreien Produktion gemacht werden. Der Staat ist dabei gefordert, Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen, damit die Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger in nachhaltige Massnahmen investieren. Die Banken können diese Transition mit geeigneten Angeboten sowie durch Finanzierungsberatung wirksam unterstützen.
Über die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg)
Als Dachverband und Stimme der Banken setzt sich die Schweizerische Bankiervereinigung für optimale Rahmenbedingungen des Schweizer Finanzplatzes im In- und Ausland ein. Die SBVg vertritt die Interessen der Bankenbranche gegenüber Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Regierung und Aufsichtsbehörden. Sie steht für offene Märkte, unternehmerische Handlungsspielräume und faire Wettbewerbsbedingungen ein. Als Kompetenzzentrum vermittelt sie bankenrelevantes Wissen und engagiert sich für Zukunftsthemen. 1912 in Basel gegründet, zählt die SBVg heute über 250 Institutionen und rund 11'500 Personen als Mitglieder.
Über Boston Consulting Group
Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 90 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 22.000 Mitarbeitern im Jahr 2020 einen Umsatz von 8,6 Milliarden US-Dollar.