#finance matters: Heute mit Margrit Koch, CEO Obwaldner Kantonalbank
Frauen spielen eine entscheidende Rolle in der Transformation der Finanzwelt. Sie tragen zu einer inklusiveren, innovativeren und leistungsfähigeren Branche bei. Viele Banken und Finanzinstitute setzen sich für die Gleichstellung der Geschlechter ein und fördern die Karriere von Frauen. Gerade Bankerinnen fungieren als Vorbilder für jüngere Generationen und inspirieren sie, ebenfalls Karrieren in der Finanzwelt anzustreben. Und Finanz-Influencerinnen motivieren junge Menschen, sich mit Themen wie Sparen und Vorsorge auseinanderzusetzen. Zudem sind Bankerinnen und Influencerinnen wichtige Botschafterinnen für das Thema finanzielle Selbstbestimmung, das für Frauen von zentraler Bedeutung ist.
Die Bankiervereinigung stellt in einer Interviewserie Frauen aus der Finanzwelt vor.
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Frau Koch, wann wurde Ihnen bewusst, dass finanzielle Selbstbestimmung wichtig ist?
Dies war mir schon als Kind bewusst. Die finanzielle Selbstbestimmung gibt einem die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Als Kind war es das «Sackgeld», das uns unsere kleinen Träume eigenständig verwirklichen liess, zum Beispiel konnten wir uns feine «Nidelzältli» kaufen.
Was haben Sie diesbezüglich von Zuhause mitbekommen?
Als Familie mit fünf Kindern wurde uns der sinnvolle Umgang mit Geld schon früh ans Herz gelegt. Aussagen wie «Sparen für schlechtere Zeiten» oder «Geld bewusst ausgeben» wurden uns mit auf den Weg gegeben – wobei der Spassfaktor, wie eben das feine «Nidelzältli», natürlich nicht zu kurz kam.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Das erste Sackgeld haben meine Zwillingsschwester und ich von unserem Grosi erhalten. Für die Mithilfe beim Ab- und Auflesen von Äpfeln hat sie uns mit einem «Batzen» belohnt.
Haben Sie das Geld gespart oder gleich ausgegeben?
Der grosse Teil des Geldes ging auf mein Sparkonto. Ich war bereits als Kind gerne in der Bank und habe mein Kässeli für die Einzahlung jeweils mit Stolz überreicht. Dies hat sicher auch dazu beigetragen, dass ich später eine Banklehre absolviert habe.
Und heute, was bedeutet Ihnen Geld?
Ein bekanntes Sprichwort sagt: «Geld allein macht nicht glücklich.» Das sehe ich auch so. Geld bedeutet für mich Unabhängigkeit und Freiheit sowie Sicherheit und Stabilität. Doch Geld kommt nicht an Dinge wie Familie, Gesundheit oder Lebensglück heran.
Ist Geld wichtig?
Ich bin der Meinung, dass die Themen Geld und der Umgang mit Finanzen für jeden Menschen wichtig sind. Wenn Menschen lernen, ihre Finanzen selbstständig zu managen, können sie Verantwortung für die eigene finanzielle Situation übernehmen. Das fördert nicht nur die Chancengleichheit, sondern hilft den Menschen, ihren sozialen und wirtschaftlichen Status zu verbessern. Dies trägt zu weniger finanziellen Sorgen und einem allgemein besseren mentalen Wohlbefinden bei – für sich selbst und das Umfeld.
Warum sparen Sie?
Das Sparen hilft mir, dass ich selbst über meine Finanzen bestimmen kann. Dadurch habe ich eine grössere finanzielle Sicherheit. Dies bedeutet, dass ich und meine Familie in Krisenzeiten, z.B. Krankheit, Arbeitslosigkeit oder andere unvorhergesehene Ereignisse, auf einen vorhandenen Grundstock zurückgreifen können und weniger von externen Hilfsquellen abhängig sind. Sparen hilft mir aber auch, mir meine Lebensträume zu verwirklichen, sei es bezüglich Altersvorsorge oder möglichem Kauf von Grundeigentum.
Ab wann sollte frau sich mit dem Thema finanzielle Selbstbestimmung auseinandersetzen?
Jeder Mensch sollte sich möglichst früh mit dem Thema finanzielle Selbstbestimmung auseinandersetzen. Leider tun sich Frauen meiner Meinung nach teilweise immer noch schwer damit, weil sie in vielen Bereichen mit Herausforderungen konfrontiert sind, die ihren finanziellen Wohlstand und ihre Unabhängigkeit beeinflussen: Gleichberechtigung im Einkommensbereich, Karriereunterbrechung und Altersvorsorge. Die Verantwortung für die eigene Familie kann mit einem Verzicht auf Berufserfahrung und damit Einkommen einhergehen, was häufig zu einer geringeren Rente führt. Gerade in diesem Bereich wäre ein aktives Auseinandersetzen mit der finanziellen Selbstbestimmung wichtig.
Was braucht es, damit mehr Frauen auf das Thema sensibilisiert werden?
Ich erachte eine frühzeitige finanzielle Bildung in diesem Bereich als wesentlich. Die finanziellen Grundkenntnisse sollten ein fester Bestandteil im Lehrplan von Schulen ein. Es ist wichtig, dass junge Menschen von Anfang an lernen, wie sie mit Geld umgehen, sparen, investieren und für die Zukunft planen.
Frauen sollten auch ermutigt werden, sich mit Fachexpertinnen und Fachexperten sowie mit anderen Frauen auszutauschen. Wir als Bank ermöglichen unserer Kundschaft den Zugang zu massgeschneiderter Finanzberatung, speziell im Bereich Altersvorsorge und Vermögensaufbau.
Was trägt Ihr Institut dazu bei?
Gemeinsam mit den anderen Kantonalbanken engagieren wir uns insbesondere für die Förderung der Finanzkompetenz von jungen Menschen. Einerseits mit der Plattform «MoneyHaxx» direkt für die Jugendlichen, andererseits mit dem Verein «FinanceMission», der Lehrpersonen verschiedene, auf die Lehrpläne abgestimmte Hilfsmittel zur Verfügung stellt. Eine ungemein wichtige Vorbild- und Vermittlungsrolle beim Erlernen der Finanzkompetenz haben die Eltern. Mit dem Elternratgeber jugendbudget.ch bieten wir ihnen Ideen, Anregungen und Hilfestellungen, wie sie Geldthemen mit ihren Kindern besprechen können.
Die OKB hat ausserdem vor rund zwei Jahren die Kursserie Clever@OKB ins Leben gerufen, um die Finanzkompetenz zu verbessern. In diesen kostenlosen Kursen vermitteln unsere Expertinnen und Experten Finanzwissen für die breite Öffentlichkeit.
Was sind Ihre persönlichen Tipps an junge Frauen?
Es ist wichtig, den sozialen Druck und die stereotypen Vorstellungen zu überwinden, dass Frauen weniger interessiert oder weniger fähig sind, sich mit Finanzen zu befassen. Finanzielle Themen sollten aus der «Männerdomäne» herausgeholt und für alle zugänglich gemacht werden. Als Kantonalbank wollen wir hier unseren Beitrag leisten. Wir wollen Barrieren abbauen, Wissen vermitteln und ein unterstützendes Umfeld schaffen.
Was fasziniert Sie persönlich an der Finanzbranche?
An der Finanzbranche fasziniert mich, dass wir Menschen verbinden und als Drehscheibe der Wirtschaft dienen. Die Finanzbranche ist ständig in Bewegung und wir als Kantonalbank tragen die Verantwortung, unsere Kundinnen und Kunden in allen Lebensphasen vertrauenswürdig und kompetent zu beraten.
Warum ist es wichtig, dass Frauen in der Finanzbranche und insbesondere auch in Kaderpositionen vertreten sind?
Die Förderung von Vielfalt und unterschiedlichen Perspektiven ist wichtig. Meiner Ansicht nach sind schon viele Fortschritte erzielt worden. Manches geht vielleicht nicht schnell genug, aber ich sehe eine klare Entwicklung. Bei der OKB arbeiten 60 Prozent Frauen, in Kaderpositionen beträgt der Frauenanteil knapp 40 Prozent.
Wie können mehr Frauen für die Finanzbranche begeistert werden?
Unser Ziel ist es, junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern, weil er so vielfältig ist und attraktive Karrieremöglichkeiten bietet. Die OKB engagiert sich im Rahmen des Zukunftstags, bei dem wir jungen Menschen die Chance geben, einen Blick hinter die Kulissen unserer Arbeit zu werfen.
Im Jahr 2019 hat die OKB ein Programm zum beruflichen Wiedereinstieg für Frauen lanciert. Wir wollen Frauen genügend Zeit geben, sich wieder in die Materie einzuarbeiten und berücksichtigen dabei die familiären Umstände. Wir bieten gleichberechtigte Karrierechancen und ein attraktives und familienfreundliches Arbeitsumfeld. Auch sind unsere Unternehmenskultur sowie unsere Werte auf Chancengleichheit und Inklusion ausgerichtet.
Warum sollten sich Frauen für politische Bankenthemen (aktuell z.B. Bankenstabilität) interessieren?
Politische Entscheidungen im Bereich Banken und Finanzen beeinflussen sowohl die Wirtschaft als auch das tägliche Leben von Menschen, insbesondere von Frauen, auf unterschiedliche Weise. Diese Themen können weitreichende Auswirkungen auf die persönlichen Finanzen, die berufliche Entwicklung, die Gleichberechtigung und weitere Themen haben. Ein gutes Beispiel ist die AHV-Reform. Die Beteiligung von Frauen an politischen Bankenthemen kann die eigene finanzielle Kompetenz fördern und trägt zu einer breiteren gesellschaftlichen Veränderung bei.