Analyse: Der Einfluss von Festhypotheken auf Sparzinsen
Sparerinnen und Sparer erhalten nach dem Ende der Negativzinsphase wieder Zinsen auf ihren Einlagen. Von verschiedenen Seiten wird kritisiert, dass die Banken die Zinsen auf Spareinlagen nur sehr langsam anpassen würden, während sie die Hypothekarzinsen rasch anheben. Dieser Vorwurf ist jedoch sachlich unbegründet. Das belegt eine aktuelle Analyse, die von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in Auftrag gegeben worden ist.
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Der direkte Vergleich der aktuellen Sparzinsen für Kundeneinlagen mit den Zinsen für neu abgeschlossene Hypotheken ist nicht zulässig, um ihre Angemessenheit zu beurteilen. In einem Meinungsartikel vom 10. März 2023 hat die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) bereits deutlich gemacht, dass für die Sparzinsen stattdessen nur die verzögert steigende durchschnittliche Verzinsung der gesamten Ausleihungen als Vergleichsgrösse relevant ist. Zudem zeigen Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), dass die Zinsmarge der Banken während der Tiefzinsphase abgenommen hatte.
Eine kürzlich von der SBVg in Auftrag gegebene Analyse beleuchtet das Zusammenspiel von Hypothekar- und Sparzinsen im Detail. Erstellt wurde die Studie von der auf Strategie, Risiko- und Treasurymanagement von Banken spezialisierten Beratungsfirma Orbit36. Im Zentrum der Analyse stehen Schätzungen der Zinsmargen auf Hypotheken (Aktivgeschäft) und Spareinlagen (Passivgeschäft) anhand von Modellrechnungen in Kombination mit öffentlich verfügbaren Daten. Orbit36 betrachtet die beiden Seiten des klassischen Zinsdifferenzgeschäfts zuerst separat. Die Differenz zwischen dem Zinsertrag und dem Zinsaufwand ergibt die jeweilige Bruttomarge.
Hypotheken mit sehr langen Laufzeiten von zehn und mehr Jahren haben während der Tiefzinsphase stark an Popularität gewonnen, während variabel verzinste Geldmarkthypotheken (Libor bzw. Saron) wenig nachgefragt wurden. Die Analyse zeigt, dass die durchschnittliche Verzinsung des Gesamtbestands der Hypotheken bei Banken in der Schweiz sehr tief und langfristig gebunden ist. Die Verzinsung des Hypothekarportefeuilles von Banken steigt deshalb seit der Zinswende nur in kleinen Schritten an. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Passivseite – denn der Spielraum bei der Verzinsung der Spareinlagen bleibt dadurch stark eingeschränkt. Die Balance ist entscheidend: Höhere Hypothekarzinsen auf der Aktivseite erhält die Bank jeweils nur für neu abgeschlossene oder verlängerte Hypotheken. Diese sind deshalb nicht massgebend für die Sparzinsen auf der Passivseite, weil die Zinsen üblicherweise für den gesamten Bestand an entsprechenden Einlagen gelten.
Die Modellrechnung in der Analyse macht deutlich, dass die Zinsmarge bei den Kundeneinlagen während der Negativzinsphase ab dem Jahr 2015 ins Negative gekippt ist, weil der Negativzins der SNB nur eingeschränkt oder gar nicht an die Sparerinnen und Sparer weitergegeben werden konnte. Die Banken konnten dieses Minus nur bedingt durch eine höhere Zinsmarge bei den Hypotheken wettmachen. Gemäss der Modellrechnung von Orbit36 hat sich deshalb die Zinsmarge der Schweizer Banken nach der Einführung der Negativzinsen um ca. 20-30 Basispunkte reduziert. Erst mit der überfälligen Zinswende 2022 hat sich die Zinsmarge schrittweise wieder auf das Niveau vor der Negativzinsphase normalisiert.
Die Modellrechnung zeigt zudem, dass die Banken sogar schneller als vom Modell indiziert mit der Anhebung der Sparzinsen begonnen haben. Dies weist auf einen intensiven Wettbewerb unter den Banken hin. Die damit verbundene Dynamik im Markt ist aktuell gut sichtbar. So haben nach dem jüngsten Zinsentscheid der SNB am 23. März 2023 zahlreiche Banken weitere Zinserhöhungen angekündigt.
Für einen lebendigen Wettbewerb sprechen auch die grossen Unterschiede der angebotenen Sparzinsen, mit denen Banken den Zufluss an neuen Einlagen steuern. Diejenigen Banken, die ein Wachstum bei den Ausleihungen anstreben, haben grundsätzlich einen höheren Bedarf an Neugeld. Andere Banken haben dagegen nach wie vor einen Einlagenüberschuss und reagieren bei den Zinsen entsprechend zurückhaltend. Insgesamt zeigt die Zinsentwicklung auf Spareinlagen aber deutlich nach oben, was Sparer und auch Banken freuen dürfte.