Finanzregulierung, Transparenz und Compliance: Die Schweiz international bei den Besten
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"Die Idee hinter dem Index ist mehrere Jahre alt", erklärt Alfred Mettler, Finanzprofessor an der Universität von Miami und SFI Adjunct Professor. "Ich lebe in den USA und habe mich immer gefragt, warum in jedem Film, Spielfilm oder Artikel über Geldwäsche, Nummernkonten oder Steuerhinterziehung Bilder von der Schweiz, Zürich oder dem Paradeplatz auftauchen, um die gemachten Aussagen zu unterstützen. Könnte es sein, dass all die Regulierungs- und Compliance-Bemühungen, welche die Schweiz in den letzten 15 Jahren unternommen hat, nicht erkannt oder vielleicht einfach nicht publik gemacht wurden?"
Das Team um Alfred Mettler zusammen mit den Professoren Steven Ongena, SFI Senior Chair, Christoph Basten, SFI-Fakultätsmitglied, sowie Markus Bürgi, SFI Geschäftsleitung, beschloss, sich öffentlich verfügbare Daten genauer anzuschauen, um herauszufinden wie verschiedene Länder in Bezug auf ihre Regulierungs-, Transparenz- und Compliance-Standards eingestuft werden würden und könnten. Das Ergebnis ihrer Recherche ist der GFRTCI, ein neuartiger Index, dessen erste Version 2020 veröffentlicht wurde und dem nun das Update 2021 folgt.
Es macht einen grossen Unterschied, ob internationale Vergleiche lediglich aus einer Liste von angekreuzten Kästchen für bestimmte erlassene Vorschriften bestehen oder ob deren glaubwürdige Einhaltung gemessen wird. Die Verhinderung von Greenwashing, einer kostengünstigen Praxis um eine Prämie zu verdienen, ist zum Beispiel eine grosse Herausforderung im Bereich der nachhaltigen Finanzen. Die Schweiz stellt die ordnungsgemässe Umsetzung durch Bestimmungen zur Produktwahrheit und -klarheit sicher. Ein Index, der darauf abzielt, die Qualität der Umsetzung von Regulierungen zu bewerten, ist daher positiv für den Finanzplatz Schweiz. Er sorgt dafür, dass wir nicht mehr sagen müssen: Ausser Umsetzungsspesen nichts gewesen.
Basel-III-Implementierung verbessert Ranking der EU-Mitglieder
Der als "Meta-Index" konstruierte Index basiert auf öffentlich zugänglichen, glaubwürdigen und etablierten Daten, Klassifizierungen und Rankings. Er analysiert 31 Länder, die gleichzeitig Mitglieder der OECD sowie des BCBS (Basel Committee on Banking Supervision) sind. Die Schweiz befindet sich zum zweiten Mal in der Spitzengruppe, zusammen mit Finnland, Schweden, Dänemark, Estland, Grossbritannien und Kanada.
Die Europäische Union hat grosse Fortschritte bei der Umsetzung des Basel III-Rahmenwerks gemacht. Diese Verbesserung der EU-Mitgliedsländer hat sich auf das endgültige Index-Ranking ausgewirkt. In diesem Jahr sind sieben der zehn bestplatzierten Länder EU-Mitglieder.
Wird der Index die Wahrnehmung der Schweizer Banken in Hollywood verändern?
Angesichts der hohen Bedeutung des Bankensektors für Länder wie die Schweiz dokumentiert der Index Bemühungen und Entwicklungen im Vergleich zu anderen Finanzzentren. "Der GFRTCI kann dazu beitragen, den politischen Entscheidungsträgern Hinweise auf Stärken und Schwächen in bestimmten Bereichen zu geben", erklärt Markus Bürgi. Darüber hinaus unterstützt er die jüngsten Bemühungen des Finanzplatzes Schweiz, die hohen Standards der Schweiz in Bezug auf Finanzregulierung, Transparenz und Compliance bekannt zu machen. Und auch um den Anspruch zu untermauern, materiell äquivalent mit anderen Jurisdiktionen wie der EU zu sein.
"Die Initiativen der Schweiz sind in der globalen Finanzwelt eindeutig anerkannt worden", resümiert Alfred Mettler. "Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass auch Hollywood und die Romanautoren dies endlich erkennen.