Genf: Vorreiter für nachhaltige Finanzwirtschaft
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Das Pariser Klimaschutzabkommen, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und der kürzlich verkündete Europäische Green Deal bilden für die internationale Staatengemeinschaft die Grundlage, um die beispiellosen sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Die Staaten sind aufgerufen, zu diesem Zweck mit dem Privatsektor zu kooperieren. Dabei ist die Umorientierung der Finanzströme ein entscheidender Faktor auf dem Weg in die Nachhaltigkeit. In dieser neuen öffentlich-privaten Partnerschaft kommt Genf eine führende Rolle zu, kann die Stadt doch zahlreiche Trümpfe in die Waagschale werfen.
Erstklassiges internationales Drehkreuz
Als zweiter Hauptsitz der Vereinten Nationen ist Genf ein internationales Zentrum erster Güte. Insgesamt sind dort 28 Internationale Organisationen, 177 durch eine Ständige Vertretung repräsentierte Staaten und 431 Nichtregierungsorganisationen aktiv. Hier hat auch die Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP FI) ihren internationalen Sitz, die 2006 die Prinzipien für verantwortliches Investieren (UN PRI) und später die Prinzipien für ein verantwortliches Bankwesen (UN PRB) ins Leben gerufen hat. Organisationen wie das Weltwirtschaftsforum (WEF), der Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung (WBCSD), die Finanzzentren für Nachhaltigkeit (FC4S) und das SDG Lab haben sich ebenfalls in Genf niedergelassen. Damit tragen sie dazu bei, im Bereich der Nachhaltigkeit international zahlreiche Synergien zu schaffen.
Dynamischer, diversifizierter Finanzplatz
Am westlichen Ende des Genfersees hat sich ausserdem ein erstklassiges Finanzzentrum mit nicht weniger als 92 Banken herausgebildet, die vor allem in der privaten und institutionellen Vermögensverwaltung, im Geschäftsbankensektor und in der Handelsfinanzierung tätig sind. Das Geschäftsmodell der in Genf traditionell stark vertretenen Privatbankiers, die auf unbestimmte Zeit für die Vermögen ihrer Kundschaft verantwortlich sind, ist wirtschaftlich von Natur aus bereits nachhaltig. Denn sie verfolgen eine langfristige Vision und das Ziel, Vermögenswerte an künftige Generationen zu übertragen. Vor Ort vertreten sind ausserdem alle mit dem Finanzwesen verbundenen Dienstleister wie Revisions- und Prüfgesellschaften, Versicherungsgesellschaften und Rechtsanwaltskanzleien. Und mit der Universität Genf sowie dem Hochschulinstitut für Internationale Studien und Entwicklung (IHEID) haben sich in der Stadt zwei erstklassige Wissenschaftsakteure entwickelt.
1997 entstand hier die Ethos Stiftung, eine Vorkämpferin für unternehmerisches Engagement, die heute 224 Pensionskassen und gemeinnützige Stiftungen vertritt. Genf ist ausserdem weltweiter Pionier in den Bereichen Impact Financing und Mikrofinanz. Zu verdanken ist dies den bis in die 1990er Jahre zurückreichenden Synergien zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor. Damals kooperierten UN-Organe wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) sowie die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) mit einigen privaten Akteuren vor Ort, um die ersten Impact-Fonds zu entwickeln. So entstanden BlueOrchard (2001), Symbiotics (2005), Bamboo Capital Partners (2007) und andere führende Anbieter.
Genf ist ausserdem weltweiter Pionier in den Bereichen Impact Financing und Mikrofinanz.
Um in diesem einzigartigen Ökosystem Synergien zu erzeugen, gründete eine Gruppe visionärer Fachleute in Genf den Verein Sustainable Finance Geneva. Ihr Ziel war es, einem nachhaltigen Finanzwesen den Weg zu bereiten. Somit verbindet die Stadt Calvins heute Tradition und Innovation miteinander – zwei Aspekte, die für eine langfristige harmonische Entwicklung unverzichtbar sind.
Building Bridges: Katalysator des Wandels
Dieses Erbe und der gemeinsame Wille, zwischen dem Finanzplatz Genf und dem internationalen Genf Brücken zu bauen, bewog die Banken unter dem Dach der Stiftung Finanzplatz Genf sowie der Vereine Swiss Sustainable Finance und Sustainable Finance Geneva zur Ausrichtung der ersten «Building Bridges Week» im Oktober 2019. Mit fast 1000 Teilnehmern, 31 Veranstaltungen und 52 Partnern wurde der Anlass ein Erfolg. Er förderte die Entstehung einer grösseren Bewegung mit dem Ziel, die Schweiz über den Finanzplatz Genf zur weltweiten Referenz für nachhaltige Finanzdienstleistungen zu machen.
Die nächste Ausgabe von Building Bridges ist bereits aufgegleist. Sie findet im November 2021 unter aktiver Beteiligung der Schweizerischen Bankiervereinigung statt. Durch die Errichtung eines «Building Bridges Village» wird der Austausch zwischen den Teilnehmern noch zusätzlich gefördert. Und das neue Label «Building Bridges Community» trägt dazu bei, diese Gemeinschaft auch während des Jahres hochzuhalten. Die zweite Ausgabe des Formats bietet die Möglichkeit, die Reichweite von Building Bridges zu vergrössern und die Realwirtschaft sowie die Nichtregierungsorganisationen in Führungsfragen einzubeziehen. Ausserdem eröffnet sie die Gelegenheit, durch Nutzung aller Möglichkeiten der wechselseitigen Ergänzung zwischen Genf und Zürich zusätzliche Synergien zu erzielen.
Die jüngste Gesundheitskrise, die Abnahme der Biodiversität und der Klimawandel haben die systemische Tragweite der Herausforderungen und die Notwendigkeit koordinierter Lösungen unterstrichen. Building Bridges möchte alle Akteure an einen Tisch bringen, um den Worten nun Taten folgen zu lassen.