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25.09.2024

Bankiertag 2024: Stabiler Finanzplatz in unsicheren Zeiten  

Der diesjährige Bankiertag in Genf stand ganz im Fokus der Geopolitik. In einer Zeit globaler Unsicherheiten wurde deutlich: Die Schweiz benötigt einen mutigen, proaktiven und zugleich verhältnismässigen Ansatz im Umgang mit geopolitischen Herausforderungen.  

Marcel Rohner, Präsident der Bankiervereinigung, blickte in seiner Rede weit in die Vergangenheit und zeigte auf, wie sich die Schweiz trotz zweier Weltkriege, dem kalten Krieg und weiterer weltpolitischer Unsicherheiten im vergangenen Jahrhundert zu einem der weltweitführenden Finanzplatz entwickeln konnte. Rohner führte aus, wie wichtig dabei das Vertrauen in die Sicherheit und Stabilität der Schweiz war und ist, damit Bürgerinnen und Bürger irgendeines Landes dieser Welt einen wesentlichen Teil ihres Vermögens in die Schweiz bringen. Die Kundinnen und Kunden vertrauen auch heutzutage darauf, dass ihr Eigentum in unserem Land physisch und rechtlich geschützt ist.  

Sicherheit und Stabilität 

Bestrebungen und Initiativen zur Einführung konfiskatorischer Steuern würden diesen Schutz grundsätzlich in Frage stellen, so Rohner. Konfiskationen aufgrund von Sanktionen gesperrter Vermögen ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren und Anwendung von geltendem Recht, würden unser ganzes Rechtssystem negieren und damit die Grundlage unserer freien Gesellschaft.  

Sicherheit, Stabilität und Verlässlichkeit sind laut Rohner die Kerneigenschaften, welche einen solchen Schritt grössten Vertrauens ermöglichen. Für den Finanzplatz sei es entscheidend, wie diese von den geopolitischen Ereignissen beeinflusst werden und wie sich die Schweiz international positionieren kann, so Rohner. Das galt in der Vergangenheit genauso wie heute.  

Verlässliche und berechenbare Regulierung 

Marcel Rohner ging auch auf das Thema Regulierungen ein: «Das Banken- und Währungssystem ist aus guten Gründen ein regulierter Markt. Es hat mit dem Währungs- und Notenmonopol einen staatlichen Anker.» Das über die angeschlossenen Geschäftsbanken zweistufige Finanzsystem, wurde zur Kreditversorgung und Umsetzung der Währungspolitik bewusst so konstruiert und sei ein vertrauensbasiertes System. Deshalb brauche es vertrauensbildende Regulierungen bezüglich Eigenkapital, Liquidität, Kundenidentifikation und zur Vermeidung von Geldwäscherei, ergänzt durch eine Vielzahl von weiteren Verhaltensregeln. Selbstverständlich müsse diese Schweizer Regulierung international anerkannt sein. 

«Unsere Banken erfüllen diese Regeln nicht nur, sie übertreffen sie in vielen Fällen bei weitem. Einzelne Verstösse und Verfehlungen sollen geahndet aber nicht verallgemeinert werden.» 

Bankensystem für die Zukunft 

Die Krise vom März 2022 und der Fall der Credit Suisse gebe gewiss dazu Anlass, die richtigen Lehren daraus zu ziehen. «Und es gibt Massnahmen und Anpassungen, die den Entwicklungen in den internationalen Finanzmärkten Rechnungen tragen und unser Bankensystem für die Zukunft sicherer machen. Diese sollten wir vornehmen und rasch umsetzen.» Den Finanzplatz, der für unser Land so wichtig sei, mit einer unverhältnismässigen Regulierungswelle zu schwächen, wäre dagegen eine kontraproduktive Überreaktion. 

Der künftige Erfolg des Schweizer Finanzplatzes sei in die Aussen-, Wirtschafts- und Standortpolitik eingebettet. Entscheide und Antworten zu Fragen und Themen, die weit vom Bankenalltag entfernt liegen, werde unsere künftige Prosperität stark beeinflussen. 

Rohner schloss mit den Worten: «Vieles, was wir als fix vorgegeben und unumstösslich gehalten haben, hat sich in kürzester Zeit verändert, ins Gegenteil verkehrt oder in Luft aufgelöst. In dieser dynamischen und schwer vorhersehbaren Welt müssen wir uns weise und umsichtig bewegen. 
«Wir haben alles, was es dazu braucht.» 

Globale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes 

Die Rede verfolgten rund 350 Personen im Auditorium des Maison de la Paix in Genf. Unter den Gästen befanden sich hochrangige Vertreter der Nationalbank, der Armee und der Politik und Verwaltung. Denis Pittet, Präsident der Fondation Genève Place Financière, betonte in seiner Grussbotschaft die synergetische Beziehung zwischen den Finanzplätzen Genf und Zürich. Er hob hervor, dass beide Zentren einzigartige Stärken besitzen, die sich gegenseitig ergänzen und entscheidend für die globale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes sei. 

Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, beleuchtete in seinem Vortrag die aktuellen globalen Spannungsfelder und betonte die Notwendigkeit eines differenzierten Ansatzes bei der Implementierung von Sanktionen.  

Zum letzten Mal in der Funktion als Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank besuchte Thomas Jordan den Bankiertag. In der Talkrunde mit Moderatorin Nathalie Randin ordnete er und Alexandre Fasel, Staatssekretär EDA, die zahlreichen globalen Krisen der letzten 20 Jahre ein und wagten einen Ausblick in die Zukunft.  

Banken benötigen ein umfassendes Risikomanagement 

In der abschliessenden Paneldiskussion mit Roman Studer, CEO der SBVg, Renaud de Planta, ehem. Senior Managing Partner der Pictet Gruppe und Christoph König, Stv. Staatssekretär des SIF, wurde die zukünftige Positionierung der Schweiz im internationalen Wettbewerb erörtert. Die drei Panelisten waren sich in mehreren Schlüsselpunkten einig: Die Schweiz müsse eine aktivere Rolle bei der Gestaltung und Umsetzung internationaler Sanktionen einnehmen, um ihre Interessen besser zu wahren. Und die Banken benötigen ein umfassendes Risikomanagement im Umgang mit den geopolitischen Risiken. Ausserdem müsse man die Stärken des Schweizer Finanzplatzes im In- und Ausland permanent vermitteln. Roman Studer verwies dabei auf die aktuelle Studie der SBVg in Zusammenarbeit mit zeb consulting «Die Auswirkungen geopolitischer Risiken auf die Schweizer Banken».

Die SBVg blickt mit Vorfreude auf den nächsten Bankiertag, der am 16. September 2025 in Bern stattfinden wird. 

InsightPolitik

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