Ausblick 2025
Social Bookmarks
Liebe Leserinnen und Leser
Vielen Dank, dass Sie Swiss Banking begleiten und Teil unserer Community sind. Ihre Unterstützung und Ihr Interesse bedeuten uns viel.
Das Jahr 2024 war herausfordernd – geprägt von politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie flexibel und lösungsorientiert die Banken in der Schweiz mit diesen Umwälzungen umgegangen sind.
Um unseren Finanzplatz weiter zu stärken und zukunftsfähig zu gestalten, übernehmen wir als Verband eine zentrale Rolle. Zusammen mit über 700 Expertinnen und Experten unserer Mitglieder arbeiten die rund 60 Mitarbeitenden unserer Geschäftsstelle tagtäglich daran, optimale Rahmenbedingungen für einen starken, wettbewerbsfähigen Bankenplatz zu schaffen – auch zum Wohl von Wirtschaft und Gesellschaft. Deswegen ist es entscheidend, dass wir gemeinsam und mit einer Stimme gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit auftreten.
Auch im neuen Jahr werden wir als Branche an der politischen wie regulatorischen Themenstellung enorm gefordert bleiben. Um die limitierten Ressourcen zielgerichtet einzusetzen, hat der Verwaltungsrat von Swiss Banking die strategischen Prioritäten für 2025 festgelegt. Diese umfassen die Bankenstabilität (Reaktionen auf den Fall Credit Suisse), Geldwäscherei-Bekämpfung, digitale Währungen, Sanktionen und Neutralität sowie Marktzugang. Diese Schwerpunkte bilden im neuen Jahr den Kompass für unsere tägliche Arbeit.
Ich bedanke mich herzlich für Ihren Einsatz für die Bankenbranche im 2024 und wünsche Ihnen im Namen von Swiss Banking frohe Festtage. Wir freuen uns, Sie weiterhin über die Themen zu informieren, die uns bewegen. Einen Ausblick finden Sie bereits in den folgenden Beiträgen.
Beste Grüsse
Roman Studer, CEO Swiss Banking
Dieses Jahr stand der Themenkomplex «Too big to fail» (TBTF) bzw. «Bankenstabilität» im Vordergrund. Dabei geht es um die Behandlung und Begleitung aller politischen und regulatorischen Reaktionen auf die Krise der Credit Suisse. Wesentlicher Ausgangspunkt bildet der Bericht des Bundesrats vom April 2024, in welchem insgesamt 29 Massnahmen zur Realisierung oder mindestens Prüfung vorgesehen sind. Die SBVg hat zum Bericht und seinen einzelnen Massnahmen detaillierte Positionen entwickelt und diese im Dialog mit Politik, Behörden, Medien und Öffentlichkeit vertreten.
Unser Fachbereich Prudentielle Regulierung geht davon aus, dass im ersten Halbjahr 2025 die Vernehmlassung zu den Massnahmen auf Stufe Verordnung eröffnet und zugleich die «Eckwerte» zur Stufe Gesetz veröffentlicht werden. Insgesamt ist anzustreben, dass gezielte Verbesserungen der Systemstabilität realisiert werden können, ohne die Wettbewerbsfähigkeit des Bankensektors zu schwächen.
Markus Staub
Leiter Prudentielle Regulierung
Die Revision des Geldwäschereigesetzes tritt in die heisse Phase ein. Die zentralen Forderungen der SBVg zum eidgenössischen Transparenzregister wurden in einer Stellungnahme und bei Politikern platziert. Die Bestrebungen der Geschäftsstelle konzentrieren sich nun darauf, diesem Anliegen im Hinblick auf die bevorstehenden Beratungen weiteren Nachdruck zu verleihen. Die geforderte Unterstellung von Beratungstätigkeiten unter das Geldwäschereigesetz stiess auf viel Gegenwind aus der Beraterbranche. Im internationalen Kontext würde eine fehlende Unterstellung ein Reputationsrisiko für den Finanzplatz Schweiz darstellen. Entsprechend hat die Geschäftsstelle verschiedene Massnahmen ergriffen, um einen wirkungsvollen Beitrag zur Konsensfindung zu leisten.
Felix Muff
Leiter Compliance
Der Bundesrat spricht sich gegen eine Finanztransaktionssteuer aus. In seinem Bericht vom 9. Oktober 2024 hält er eine solche Steuer für nicht zielführend, da sie zu Marktverzerrungen führen und die Attraktivität des Standorts beeinträchtigen könnte. Dieser klar ablehnende Bericht wird auch im Jahr 2025 relevant bleiben. Es ist zu erwarten, dass in der Debatte über den Bundeshaushalt Forderungen nach Steuererhöhungen aufkommen. Der Bericht des Bundesrates stützt unsere Argumentation.
Urs Kapalle
Leiter Tax Strategy
Als Teil von Basel III Final hat die SBVg im Frühjahr ihre Selbstregulierungen zur Hypothekarfinanzierung angepasst. Die Hauptänderung der Revision besteht in der Aufhebung der 2019 eingeführten Verschärfung für Renditeobjekte bezüglich Eigenkapitaleinsatz des Kunden und Amortisationsfrist, sodass zukünftig für alle Liegenschaftstypen wieder dieselben Vorgaben gelten werden. Zudem werden die bewährten Anforderungen zur Prüfung und Bewertung grundpfandgesicherter Kredite weiterentwickelt. Grundsätzlich kann die Branche auf eine angemessene und ausgewogene Umsetzung von Basel III Final zurückblicken.
Im Bereich der Hypothekarmarktregulierung ist es der SBVg zudem gelungen, ungerechtfertigte Markteingriffe auf Verordnungsstufe abzuwenden. Irritierend ist jedoch, dass der Bundesrat das Megaprojekt Basel III Final bereits zum 1. Januar 2025 in Kraft setzt, während andere wichtige Kernmärkte wie die EU, UK und USA die Reform oder wesentliche Teile davon erst später und in modifizierter Form einführen werden. Damit prescht die Schweiz unnötig vor und riskiert eine Schwächung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Bankenplatzes.
Remo Kübler
Leiter Immobilien & Research
Dieses Jahr stand ganz im Zeichen technologiebasierter Innovation. Banken intensivierten ihre Bemühungen rund um die Integration generativer KI in den Geschäftsalltag. Die Aufsichtserwartungen der FINMA geben dabei den Rahmen vor. Fortschritte gab es auch im Bereich digitaler Währungen: die Arbeiten der SBVg am Buchgeldtoken und Stablecoins wurden vorangetrieben, einschliesslich einer Absichtserklärung für die Durchführung eines Proof of Concept (PoC) zu Buchgeldtoken. Mit einem Expertenbericht der SBVg zu Quantum Computing und dem Swiss Banking Digital Finance Day fand das Jahr einen würdigen Abschluss.
Im neuen Jahr stehen konkrete Umsetzungen im Fokus: Neben der Durchführung des PoC zum Buchgeldtoken bis Mitte Jahr werden zu diesem Zeitpunkt auch die ersten Multibanking-Angebote für Privatkundinnen und Privatkunden erwartet, wie im Mai 2023 in Form eines MoU angekündigt. Zur Regulierung von KI in der Schweiz wird die Auslegeordnung des Bundesrates die Grundlage bilden für die weiteren Diskussionen in diesem Bereich. Parallel wird die SBVg mit einer GenAI-Auslegeordnung und einem Bericht zu Stablecoins wichtige Referenzpunkte setzen. Gleichzeitig bleibt die Branche in engem Austausch mit den Behörden, um regulatorische Hürden zu meistern. All diese Entwicklungen versprechen, die Innovationskraft des Finanzsektors auch im kommenden Jahr entscheidend zu stärken.
Richard Hess
Leiter Digital Finance
Auch unser Fachbereich Bildung & Academy blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück, in dem 8 Seminare und 19 Webinare mit insgesamt über 3000 Teilnehmenden zu aktuellen Themen durchgeführt wurden. Nebst der Vermittlung von Fachwissen erhielten die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Bankenbranche, stets angereichert mit Praxisbeispielen. Das gebündelte Know-how und die differenzierte Sichtweise der Expertinnen und Experten der Schweizerischen Bankiervereinigung, aus den vielfältigen Fachgremien der Banken sowie aus Partnerorganisationen des Finanzplatzes und der Behörden boten dabei einen grossen Mehrwert. Ein besonderes Highlight war das Seminar «Basel III», in welchem die neuesten regulatorischen Anforderungen im Mittelpunkt standen. Die Teilnehmenden erhielten vertiefte Informationen über die Hintergründe und Neuerungen dieses regulatorischen Projekts. In einem interaktiven Teil wurden zudem die Implikationen für die bankinterne Umsetzung im Hypothekarbereich diskutiert.
Im kommenden Jahr wird die Swiss Banking Academy mit neuen Formaten und Themen weiter ausgebaut, um den Wissenstransfer innerhalb der Schweizer Finanzbranche stetig zu fördern. Mit dem Academy Newsletter informieren wir Sie regelmässig über anstehende Webinare und Fachseminare.
Dominique Steiner
Leiter Bildung & Academy
Dieses Jahr war geprägt von der Anpassung der Richtlinien für Finanzdienstleister, um ESG-Präferenzen und -Risiken zu berücksichtigen und Greenwashing in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung zu verhindern. Die Version 2.0 dieser Richtlinien trat im September in Kraft und wurde zügig umgesetzt. Ein Webinar unterstützte die Mitgliedsinstitute bei der Implementierung. Im April wurde das Diskussionspapier „Climate Finance: Mobilising private capital via blended finance“ veröffentlicht, das auf der Building Bridges-Konferenz im Dezember vertieft wurde und wir in den kommenden Jahren weiterverfolgen werden.
Ein weiteres bedeutendes Thema war die Anhörung der FINMA zu einem neuen Rundschreiben über das Management naturbezogener Finanzrisiken, das die zukünftige Aufsichtspraxis konkretisiert. Dieses Rundschreiben soll bis Ende des Jahres veröffentlicht werden. Kurz vor Jahresende wurde zudem die Finanzplatzinitiative gestartet, die langfristig von Bedeutung sein dürfte.
Für 2025 zeichnet sich schon klar ab, dass das Momentum in der regulatorischen Entwicklung weiter zunehmen wird. Insbesondere die zweite Präsidentschaft von Donald Trump und die angekündigte Konsolidierung zentraler Regulierungen (Taxonomie, CSRD, CSDDD) durch Ursula von der Leyen könnten auch in der Schweiz regulatorische Wellen werfen.
Erol Bilecen
Leiter Sustainable Finance