Veränderungen beim Bankeinstieg für Mittelschulabsolventen
Ab 2026 werden neu auch Inhalte der Branche Dienstleistung und Administration vermittelt. Was ändert sich und wie geht die SBVg vor?
Unser Leiter Bildungsdienstleistung, Rafael Giobbi, gibt eine Einordnung dazu.
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Lieber Rafael, willkommen im Newsroom Zürich!
Lass uns gleich einsteigen: Du bist der Experte für den Bankeinstieg für Mittelschulabsolventen (BEM). Kannst du uns verraten, wie man als junger Mensch am besten in die Bankenwelt eintaucht?
Es gibt grundsätzlich zwei Wege, in das Bankwesen einzusteigen. Der eine führt zur klassischen KV-Banklehre – das ist das grösste Programm für die Nachwuchsförderung mit etwa 1'000 Lernenden pro Jahr. Der andere Weg führt zum BEM-Programm, sozusagen das Praktikum – das ist das zweitgrösste Programm.
Wenn du sagst, das Praktikum sei das zweitgrösste Programm, was heisst das konkret in Zahlen?
Letztes Jahr haben 332 Praktikantinnen und Praktikanten erfolgreich abgeschlossen. Solche Zahlen zeigen uns, dass es nach wie vor ein entscheidendes Programm für die Nachwuchsförderung im Bankensektor ist, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels.
Gibt es Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen für ein Praktikum?
Ein paar Voraussetzungen gibt es schon. Du brauchst entweder einen Abschluss einer Vollzeitmittelschule, z.B. das Gymnasium, oder du besuchst gerade eine Wirtschafts- oder Handelsmittelschule.
Und wie läuft das Programm dann ab?
Nach 12 Monaten Praktikum erlangen die Teilnehmenden ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis, das der Berufslehre entspricht. Nach weiteren sechs Monaten Praktikum legen sie die Bankfachprüfung ab. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten sie ein Branchenzertifikat von Swiss Banking.
Welche Rolle spielt der Bildungsbereich der SBVg dabei?
(erklärt begeistert) Das Ausbildungsprogramm BEM ist eine Branchenlösung und liegt in unserer Obhut. Wir sorgen dafür, dass die Qualität stimmt und alle die gleichen Chancen haben. Wir achten zum Beispiel darauf, dass alle mindestens ein Jahr im Bankbereich und ein halbes Jahr an der Front eingesetzt werden. Zudem werden mindestens 300 Off-the-Job-Lernstunden verlangt, um das nötige Fachwissen anzueignen. Die Betreuung am Arbeitsplatz ist auch ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Abschluss. Mit der Zertifizierung für Praxisausbildende bieten wir eine weitere Möglichkeit, um die hohe Qualität in der Bankausbildung zu unterstützen. Wir sind dazu bemüht, jede und jeden fit für den Arbeitsmarkt zu machen und eine hohe Anschlussfähigkeit für die HF oder FH zu ermöglichen.
Ab 2026 soll sich ja einiges ändern. Was kommt da auf die jungen Bankerinnen und Banker zu?
Es wird zwischen zwei Personengruppen unterschieden. Für die Personengruppe mit eidgenössischer Matura, das sind ca. 210 pro Jahr, ändert sich nichts. Für die Personengruppe der Wirtschafts- und Handelsmittelschule, das sind ca. 120 Personen pro Jahr, hat die KV-Reform allerdings einschneidende Änderungen zur Folge. Das 18-monatige Praktikum ist für diese Personengruppe in der aktuellen Form ab 2026 nicht mehr umsetzbar. Neu müssen zusätzlich zu den Bankfachkursen, die überbetrieblichen Kurse der Branche Dienstleistungen & Administration besucht und entsprechende Kompetenznachweise erbracht werden, was den Gesamtumfang der Ausbildung massgeblich erhöht.
Was bedeutet diese Änderung für die SBVg?
Wir leiten eine Arbeitsgruppe mit Vertretern verschiedener Banken. Da haben wir gemeinsam zwei Lösungsvarianten für die betroffene Personengruppe erarbeitet: Eine 24-monatige Variante, bei der die Bankfachthemen erst im zweiten Semester dazukommen, um Platz für die neuen Lerninhalte der Branche «Dienstleistung und Administration» zu machen. Und eine 18-monatige Variante für besonders ambitionierte. (lacht) Der Entscheid darüber, welche Variante angeboten wird, liegt bei der jeweiligen Bank.
Wie geht es denn jetzt weiter?
Wir sind gerade dabei, den neuen Rahmenlehrplan zu erstellen. Das machen wir gemeinsam mit den Vertretern aller Bankengruppen und üK-Organisationen. Unser Ziel ist es, den Plan im zweiten Quartal 2025 zu verabschieden. Es bleibt also spannend!
Das kann man wohl sagen! Vielen Dank, Rafael, für diesen Insight in euren Fachbereich «Bildung & Academy».