Sustainable Finance: auf Kurs mit Potenzial für mehr
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Der Schweizer Finanzplatz hat eine lange Tradition im Bereich «Sustainable Finance»: Hierzulande wurden bereits in den 1980er Jahren die ersten nachhaltigen Finanzinstrumente lanciert. In den 1990er Jahren entstand in der Schweiz die erste Asset Management Firma, die einzig auf Nachhaltigkeit setzt.
Schweizer Finanzinstitute gehören global zu den führenden Akteuren beim Angebot und Vertrieb von innovativen Finanzinstrumenten generell wie auch spezifisch im Bereich Sustainable Finance. Von den professionell verwalteten Geldern waren in der Schweiz per Ende 2019 rund ein Drittel nachhaltig angelegt, mit weiterhin stark steigender Tendenz. Die gerade eben publizierte Marktstudie von Swiss Sustainable Finance bestätigt dies eindrücklich. Im Jahr 2019 erreichte das Gesamtvolumen der nachhaltigen Anlagen 1'163,3 Milliarden Franken, was gegenüber dem Vorjahr ein Marktwachstum von 62% bedeutet.
Bei den Kundentypen erhöhten sowohl private als auch institutionelle Anleger ihr nachhaltiges Anlagevolumen in absoluten Zahlen. Der Bericht 2020 unterstreicht erneut die Dominanz der institutionellen Anleger, die 79% aller nachhaltigen Anlagen in der Schweiz ausmachen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Aufholprozess im privaten Segment jedoch bemerkenswert: mit 185% war das Wachstum im letzten Jahr beeindruckend.
Neuer Leitfaden für den Beratungsprozess von Privatkunden
Genau in diesem Segment sieht die Bankiervereinigung noch viel Potenzial und adressiert es deshalb mit einer Brancheninitiative. Mit dem kürzlich publizierten Leitfaden fokussiert sie sich auf die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) im Beratungsprozess bei der Vermögensverwaltung von Privatkunden. Damit will sie erreichen, dass einerseits die Privatanleger weiter aufholen und andererseits bei der Umsetzung deren Bedürfnisse noch besser berücksichtigt werden.
Der Leitfaden betrachtet den gesamten Beratungsprozess und ebenfalls, wie nachhaltige Kriterien in die Planung integriert werden können. Dies ist wichtig, weil sich dort Kundenprozess und Produkte- respektive Dienstleistungsprozesse vereinen. Hier werden die Weichen für die Umsetzung gestellt. Nebst den üblichen Kundenbedürfnissen (wie z.B. Risiko/Ertrag/Liquidität) werden Nachhaltigkeitsaspekte als weitere Dimension berücksichtigt. Diese Nachhaltigkeitsaspekte werden als sogenannte ESG-Faktoren in der Vermögensverwaltung konkretisiert. Damit soll die Nachhaltigkeit für die Kundinnen und Kunden fassbar gemacht und Teil der gesamten Dienstleistung werden.
Als für dieses Thema am besten geeignetes Verbandsinstrument hat sich die Bankiervereinigung für den Leitfaden entschieden. Er hat zwar einen unverbindlichen Charakter, aber er zeigt, dass die Banken der Thematik hohe Priorität zumessen, denn er ist in enger Zusammenarbeit mit den Banken entstanden und somit breit abgestützt und der Wirksamkeit verpflichtet.
Der Leitfaden ist prinzipienbasiert, damit er der diversen Schweizer Bankenlandschaft Rechnung trägt. Je zwei Prinzipien sind jeweils einem von drei Themenkreisen zugeordnet worden und decken damit die relevanten Blöcke in der Beratung ab.
Der Leitfaden ist mit dem FIDLEG aliniert. Damit können diese Prinzipien in die zurzeit laufenden Arbeiten zur FIDLEG-Umsetzung einfliessen, schnell Wirkung erzeugen und die erfreuliche Dynamik noch unterstützen.
Der Leitfaden ist eine Brancheninitiative der Schweizer Banken. Im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit und mit dem Ziel, dass die Schweiz auf dem Gebiet von Sustainable Finance ein führender Hub wird, müssen sich allerdings auch die Rahmenbedingungen weiterentwickeln (wie in unserer Publikation zu Grundsatzpositionen und wirksamen Ansätzen dargelegt).