Bankiertag 2023 im Zeichen von Verantwortung, Stabilität und Cybersicherheit
Resiliente Banken und institutionelle Anpassungen schaffen und erhalten das Vertrauen in den Finanzplatz
Social Bookmarks
Der diesjährige Bankiertag der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in Schlieren stand im Zeichen des wichtigen Themas Cybersicherheit. Ebenso zentral war auch die aktuelle Diskussion rund um die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS und die notwendigen staatlichen Massnahmen.
Vor diesem Hintergrund stellte Marcel Rohner, Präsident der SBVg, das Vertrauen in den Finanzplatz ins Zentrum seiner Präsidialrede: «Das Vertrauen in einen Finanzplatz entsteht auf drei Ebenen: dem Land, dem Finanzsystem und der einzelnen Bank.» Das historisch gewachsene, grosse Vertrauen in das Land Schweiz als erste Ebene gehe auf die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft und die Verlässlichkeit des Rechtsstaates zurück. Für den Finanzplatz finde das ungebrochene Vertrauen in die Schweiz seinen Ausdruck im Zustrom ausländischen Kapitals und in den dauerhaft tieferen Realzinsen.
Institutionelle Stärke des Finanzsystems pflegen
Die zweite Ebene des Vertrauens, das Finanzsystem, basiere auf der Stärke und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit seiner institutionellen Ausprägung sowie einer unabhängigen Nationalbank und Finanzmarktaufsicht. Mit Blick auf die Finanzmarktaufsicht plädierte Rohner für eine Stärkung, sollte die noch laufende Aufarbeitung der Ereignisse rund um die Credit Suisse erhärten, dass zusätzliche Instrumente der Finanzmarktaufsicht FINMA die Krise hätten verhindern können.
Forderung nach einer De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe …
Auch bei der Geldpolitik, spezifischer bei ihrer Umsetzung in Form der Geldschöpfung und insbesondere dem Mindestreservensystem, identifizierte Rohner im Zuge der Digitalisierung der Informationsmärkte wie auch der Finanzdienstleistungen Reformbedarf. So hätten die Geschwindigkeit eines möglichen Vertrauensverlusts bei einer Bank und der dadurch ausgelöste Einlagenabzug völlig neue Dimensionen erreicht. Rohner forderte deshalb: «Es ist ausserordentlich wichtig, dass das Liquiditätsmanagement an die neuen Gegebenheiten angepasst wird. Damit das Ziel erhöhter Stabilität erreicht wird, braucht es sodann den weiteren Schritt der De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe.»
… und einer Ausweitung der verpfändbaren Aktiven
Den Vorschlag der Expertengruppe Bankenstabilität 2023, die Gewährung von zusätzlicher Liquidität mit dem normalen geldpolitischen Instrumentarium zu verschmelzen, erachtet Rohner als äusserst prüfenswert. «Dies wäre hinter der Einlagensicherung ein zweites Sicherheitsnetz und würde aus den Aktiven der Banken finanziert. Dies würde für alle Banken gelten und damit die Systemstabilität insgesamt wesentlich erhöhen.» Wie im Bericht der Expertengruppe ausgeführt, liefere die Ausweitung der verpfändbaren Aktiven zusammen mit der De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe die Grundlage, um die «Too big to fail»-Regulierung zielgerichtet weiterzuentwickeln. «Eine Bank muss abgewickelt werden können. Die ‘Too big to fail’-Regulierung kann funktionieren. Man muss es richtig ausgestalten und man muss es auch wollen», so Rohner.
Unverzichtbarkeit einer glaubwürdigen, gelebten Risikokultur
Mit Blick auf die dritte Ebene und die entscheidende Säule des Vertrauens, die einzelnen Banken, empfiehlt Rohner in seiner Rede, den Fokus auf drei Bereiche zu legen: die Kompetenz einer Bank und deren Dienstleitungsqualität, die Förderung der finanziellen und operationellen Resilienz – wobei hier der Schutz vor Cyberrisiken im zukünftigen Umfeld ganz besonders wichtig ist (vgl. auch Paneldiskussion unten) – sowie eine glaubwürdige Risikokultur. Deren Bedeutung hob Rohner hervor: «Die Durchsetzung und strikte Einhaltung von Limiten und Regeln für alle Risikokategorien sind der unverzichtbare Kern einer glaubwürdigen Risikokultur. Es gibt im Bankgeschäft bei der Durchsetzung von Limiten und Regeln keine Alternative zur Null-Toleranz.»
Bundesrätin Karin Keller-Sutter, Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements, knüpfte in ihrer Grussbotschaft an dieser Verantwortung an: «Ein starker Finanzplatz schafft Wohlstand für die Bevölkerung. Dafür braucht es die nötige unternehmerische Freiheit. Aber zu dieser Freiheit gehört auch die Verantwortung für einen stabilen, integren, innovativen und vernetzten Schweizer Finanzplatz.»
Cybersecurity im Zentrum des Bankiertags 2023 in Schlieren
Änderungen im Verwaltungsrat der SBVg
An der heutigen Generalversammlung der SBVg wurde Gabriel Castello, CEO der HSBC Private Bank (Suisse) SA, in den Verwaltungsrat gewählt. Ebenfalls wurden Marcel Bührer, Verwaltungsratspräsident der PostFinance AG, und Thomas A. Müller, Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz Genossenschaft, als neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt. Letzterer übernimmt damit wie bereits angekündigt das Vizepräsidium der SBVg. Mit dieser Zusammenstellung sind alle systemrelevanten Institute und wieder alle Bankengruppen im Verwaltungsrat vertreten.
Links & Dokumente
Jahresbericht 2022 / 2023