Medienmitteilungen
14.09.2023

Bankiertag 2023 im Zeichen von Verantwortung, Stabilität und Cybersicherheit

Resiliente Banken und institutionelle Anpassungen schaffen und erhalten das Vertrauen in den Finanzplatz

  • Marcel Rohner, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), hält Anpassungen an den institutionellen Rahmenbedingungen und eine De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe wie auch eine gelebte und glaubwürdige Risikokultur der einzelnen Banken für notwendige Antworten auf die jüngsten Ereignisse. Nur so können das im Banking zentrale Gut des Vertrauens geschützt und damit die Stabilität des Finanzplatzes gestärkt werden.
  • Neben den Konsequenzen aus den jüngsten Ereignissen stand der Schutz vor Cyberattacken im Rahmen einer Paneldiskussion im Zentrum des Programms des diesjährigen Schweizerischen Bankiertags.
  • An der Generalversammlung wurden neu in den Verwaltungsrat der SBVg gewählt: Gabriel Castello, CEO der HSBC Private Bank (Suisse) SA, Marcel Bührer, Verwaltungsratspräsident der PostFinance AG, sowie Thomas A. Müller, Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz, welcher auch das Vizepräsidium der SBVg übernimmt. Es sind alle systemrelevanten Institute und wieder alle Bankengruppen im Verwaltungsrat vertreten. 

Der diesjährige Bankiertag der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in Schlieren stand im Zeichen des wichtigen Themas Cybersicherheit. Ebenso zentral war auch die aktuelle Diskussion rund um die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS und die notwendigen staatlichen Massnahmen.

Vor diesem Hintergrund stellte Marcel Rohner, Präsident der SBVg, das Vertrauen in den Finanzplatz ins Zentrum seiner Präsidialrede: «Das Vertrauen in einen Finanzplatz entsteht auf drei Ebenen: dem Land, dem Finanzsystem und der einzelnen Bank.» Das historisch gewachsene, grosse Vertrauen in das Land Schweiz als erste Ebene gehe auf die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft und die Verlässlichkeit des Rechtsstaates zurück. Für den Finanzplatz finde das ungebrochene Vertrauen in die Schweiz seinen Ausdruck im Zustrom ausländischen Kapitals und in den dauerhaft tieferen Realzinsen.

Institutionelle Stärke des Finanzsystems pflegen

Die zweite Ebene des Vertrauens, das Finanzsystem, basiere auf der Stärke und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit seiner institutionellen Ausprägung sowie einer unabhängigen Nationalbank und Finanzmarktaufsicht. Mit Blick auf die Finanzmarktaufsicht plädierte Rohner für eine Stärkung, sollte die noch laufende Aufarbeitung der Ereignisse rund um die Credit Suisse erhärten, dass zusätzliche Instrumente der Finanzmarktaufsicht FINMA die Krise hätten verhindern können.

Forderung nach einer De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe …

Auch bei der Geldpolitik, spezifischer bei ihrer Umsetzung in Form der Geldschöpfung und insbesondere dem Mindestreservensystem, identifizierte Rohner im Zuge der Digitalisierung der Informationsmärkte wie auch der Finanzdienstleistungen Reformbedarf. So hätten die Geschwindigkeit eines möglichen Vertrauensverlusts bei einer Bank und der dadurch ausgelöste Einlagenabzug völlig neue Dimensionen erreicht. Rohner forderte deshalb: «Es ist ausserordentlich wichtig, dass das Liquiditätsmanagement an die neuen Gegebenheiten angepasst wird. Damit das Ziel erhöhter Stabilität erreicht wird, braucht es sodann den weiteren Schritt der De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe

… und einer Ausweitung der verpfändbaren Aktiven

Den Vorschlag der Expertengruppe Bankenstabilität 2023, die Gewährung von zusätzlicher Liquidität mit dem normalen geldpolitischen Instrumentarium zu verschmelzen, erachtet Rohner als äusserst prüfenswert. «Dies wäre hinter der Einlagensicherung ein zweites Sicherheitsnetz und würde aus den Aktiven der Banken finanziert. Dies würde für alle Banken gelten und damit die Systemstabilität insgesamt wesentlich erhöhen.» Wie im Bericht der Expertengruppe ausgeführt, liefere die Ausweitung der verpfändbaren Aktiven zusammen mit der De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe die Grundlage, um die «Too big to fail»-Regulierung zielgerichtet weiterzuentwickeln. «Eine Bank muss abgewickelt werden können. Die ‘Too big to fail’-Regulierung kann funktionieren. Man muss es richtig ausgestalten und man muss es auch wollen», so Rohner.

Unverzichtbarkeit einer glaubwürdigen, gelebten Risikokultur

Mit Blick auf die dritte Ebene und die entscheidende Säule des Vertrauens, die einzelnen Banken, empfiehlt Rohner in seiner Rede, den Fokus auf drei Bereiche zu legen: die Kompetenz einer Bank und deren Dienstleitungsqualität, die Förderung der finanziellen und operationellen Resilienz – wobei hier der Schutz vor Cyberrisiken im zukünftigen Umfeld ganz besonders wichtig ist (vgl. auch Paneldiskussion unten) – sowie eine glaubwürdige Risikokultur. Deren Bedeutung hob Rohner hervor: «Die Durchsetzung und strikte Einhaltung von Limiten und Regeln für alle Risikokategorien sind der unverzichtbare Kern einer glaubwürdigen Risikokultur. Es gibt im Bankgeschäft bei der Durchsetzung von Limiten und Regeln keine Alternative zur Null-Toleranz

Bundesrätin Karin Keller-Sutter, Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements, knüpfte in ihrer Grussbotschaft an dieser Verantwortung an: «Ein starker Finanzplatz schafft Wohlstand für die Bevölkerung. Dafür braucht es die nötige unternehmerische Freiheit. Aber zu dieser Freiheit gehört auch die Verantwortung für einen stabilen, integren, innovativen und vernetzten Schweizer Finanzplatz.»

Cybersecurity im Zentrum des Bankiertags 2023 in Schlieren

Cyberattacken sind keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern nehmen von Jahr zu Jahr zu, gerade auch im Finanzsektor. In der Paneldiskussion zeigten die vier Fachexpertinnen und -experten Florian Schütz (Nationales Zentrum für Cybersicherheit NCSC), Marco Wyrsch (Swisscom), Yves Zumwald (Swissgrid) und Alexandra Arni (SBVg) auf, dass heute ein Cyberangriff wie die «Distributed Denial of Service» (DDoS)-Attacke vom 15. Juni 2023 nicht mehr von Einzelunternehmen allein bewältigt werden kann. Fakt ist, dass die Infrastruktur des Finanzplatzes und der gesamten Schweiz von einigen wenigen Anbietern abhängt. Deshalb ist es zentral, dass die Zusammenarbeit mit diesen Akteuren funktioniert und die Interdependenzen und Konsequenzen klar sind. Nur das gemeinsame, institutionalisierte Vorgehen verspricht Erfolg. In den letzten 18 Monaten wurden hier grosse Fortschritte erzielt: Der 2022 gegründete Verein «Swiss Financial Sector Cyber Security Centre» (Swiss FS-CSC) hat heute Vorbildcharakter. Alle relevanten Parteien ziehen im Verein an einem Strick: Banken, Versicherungen, Wertpapierhäuser, SIX und die Schweizerische Nationalbank arbeiten eng mit den zuständigen Behörden (NCSC, FINMA, Staatssekretariat für internationale Finanzfragen) zusammen. Eine weitere Stärkung seiner Mitgliederbasis wie auch seiner Geschäftsstelle hinsichtlich Cybersicherheit ist der SBVg deshalb ein zentrales Anliegen.

Der Bankiertag ist der wichtigste Branchenanlass des Schweizer Finanzplatzes. Er findet jährlich statt und richtet sich an die Mitglieder der SBVg, Partnerverbände und an Behördenvertretende. Dieses Jahr nahmen rund 450 Persönlichkeiten teil. In den Anlass integriert ist auch die Generalversammlung der SBVg. 

Änderungen im Verwaltungsrat der SBVg

An der heutigen Generalversammlung der SBVg wurde Gabriel Castello, CEO der HSBC Private Bank (Suisse) SA, in den Verwaltungsrat gewählt. Ebenfalls wurden Marcel Bührer, Verwaltungsratspräsident der PostFinance AG, und Thomas A. Müller, Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz Genossenschaft, als neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt. Letzterer übernimmt damit wie bereits angekündigt das Vizepräsidium der SBVg. Mit dieser Zusammenstellung sind alle systemrelevanten Institute und wieder alle Bankengruppen im Verwaltungsrat vertreten.

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