Schweizer Bankenplatz ist erfolgreich und stabil
Für eine wettbewerbsfähige Schweizer Volkswirtschaft braucht es starke Banken
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Der Schweizer Bankenplatz bleibt auch 2023 erfolgreich. Die Zunahme des Geschäftserfolgs der Schweizer Banken geht insbesondere auf einen gestiegenen Erfolg aus dem Zinsgeschäft zurück. Die positive Entwicklung ist vor dem Hintergrund verschiedener Herausforderungen nicht selbstverständlich: Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS vor knapp einem Jahr und die gleichzeitig ergriffenen Massnahmen der Schweizer Behörden sorgten für unmittelbare Stabilität. Damit hat die Schweiz das Risiko einer internationalen Finanzkrise aus eigener Kraft abgewendet. Auch die volatilen Börsen und geopolitischen Herausforderungen hat der Finanzplatz gut gemeistert.
«2023 hat sich wieder gezeigt, dass die Schweiz nicht nur über eine resiliente Wirtschaft, sondern auch über einen stabilen, starken Bankenplatz verfügt. Dieser trägt zum Wohlstand der Schweizer Bevölkerung bei», sagt Marcel Rohner, Verwaltungsratspräsident der SBVg, an der heutigen Medienkonferenz.
Mit Blick nach vorne dürften die Banken 2024 keinen konjunkturellen Rückenwind erwarten. «Als Verband setzen wir uns ein, die richtigen Lehren aus der CS-Krise zu ziehen, den Banken den Zugang zu ihren Exportmärkten zu sichern und das Sicherheitsdispositiv im Bereich der Geldwäscherei weiter zu stärken», so Marcel Rohner weiter.
TBTF: Mit gezielten Massnahmen Lücken in vier Bereichen schliessen
Die politische Aufarbeitung der Ereignisse, die zum Untergang der Credit Suisse führten, ist immer noch im Gang. «Unseres Erachtens zeigt die bisherige Analyse jedoch klar: Das Regelwerk zu ‘Too Big to Fail’ (TBTF) hat mit seinen hohen Vorgaben zu Liquidität und Kapital die Übernahme der Credit Suisse ermöglicht. Es zeigen sich aber Lücken, die nun zielgerichtet geschlossen werden müssen», sagt Roman Studer, CEO der SBVg.
Die SBVg plädiert für Massnahmen in vier Bereichen: Erstens soll allen Banken, solange sie solvent sind, rasch Liquidität bereitgestellt werden, wenn sie sich nicht mehr am Markt refinanzieren können. Dies jedoch nur gegen Hinterlegung von Sicherheiten bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Wie bereits an anderen Finanzplätzen erfolgt, sollte zweitens auch in der Schweiz der «Public Liquidity Backstop» (PLB) eingeführt werden. Diese Ausfallgarantie vom Bund an die SNB ermöglicht dieser, für die Sanierung oder Abwicklung systemrelevanter Banken die nötige Liquidität bereitzustellen. Damit ist der PLB eine wichtige Ergänzung des TBTF-Regelwerks. Er führt zu einer Verbesserung der Systemstabilität und sichert die Dienstleistungen von Kundinnen und Kunden im Krisenfall. Ausserdem sollte drittens die Pflicht einer langfristig ausgerichteten Vergütungspolitik gesetzlich verankert und ein schlankes Verantwortlichkeitsregime («Senior Manager Regime») eingeführt werden. Viertens können gezielte Verbesserungen in der Aufsichtstätigkeit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) mit mehr Kompetenzen vorgenommen werden, sofern sich im Rahmen der Aufarbeitung Handlungsbedarf zeigt.
Die bestehenden Eigenmittelanforderungen an systemrelevante Banken erachtet die SBVg als genügend und sieht keinen pauschalen Verschärfungsbedarf. «Die regulatorischen Anpassungen im Nachgang zur CS-Krise sind für den Erfolg des Schweizer Bankenplatzes für die nächsten 20 Jahre ausschlaggebend. Mit den skizzierten Massnahmen kann die Systemstabilität weiter gestärkt werden, ohne die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz zu schwächen», ergänzt Roman Studer.
Aktualisierter «Swiss Banking Outlook»: Schweizer Banken erwarten trotz zögerlicher konjunktureller Impulse soliden Geschäftserfolg auf hohem Niveau
In einer Umfrage hat die SBVg zwischen Ende Januar und Anfang Februar 2024 fünfzehn Chief Investment Officer (CIO), Chefökonominnen und -ökonomen sowie Leiterinnen und Leiter des Anlagegeschäfts von SBVg-Mitgliedsinstituten zu ihrer Einschätzung der Konjunktur, des Finanzmarkts sowie der Geschäftsentwicklung der Schweizer Banken befragt. Die detaillierten Ergebnisse werden im aktualisierten «Swiss Banking Outlook» publiziert.
Die SBVg-Branchenprognose für die konjunkturelle Entwicklung in der Schweiz im Jahr 2024 ist mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 1,2% sehr zurückhaltend. Der Blick auf 2025 ist etwas zuversichtlicher: Es wird ein leicht höheres BIP-Wachstum und eine weiter sinkende Inflationsrate prognostiziert. Zwei Drittel des Expertenpanels erwarten im Jahresverlauf mindestens zwei Viertelprozent-Anpassungen des SNB-Leitzinses nach unten. Der Aktienmarkt (SMI) dürfte sich eher moderat auf dem Niveau des langjährigen Jahresdurchschnitts entwickeln (+7,7% zum Jahresende).
Gemäss Branchenprognose dürfte der Geschäftserfolg der Banken im laufenden Jahr ähnlich hoch ausfallen wie im Spitzenjahr 2023. Erwartet wird, dass einem Rückgang im Zinsgeschäft ein erfolgreicheres Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft gegenübersteht. Einen Schwerpunkt der Befragung bildete die erwartete Entwicklung der von Banken in der Schweiz verwalteten Vermögen aus dem Ausland, einem Kerngeschäft des Schweizer Bankenplatzes. Insgesamt dürften die ausländischen Vermögen nur moderat wachsen, hauptsächlich getrieben von der positiven Marktentwicklung. Bezüglich Netto-Neugeldzuflüssen im grenzüberschreitenden Geschäft ist die Erwartung hingegen verhalten. Hier steht die Sorge im Raum, dass andere Finanzplätze dem Vermögensverwaltungsstandort Schweiz den Rang ablaufen.
Aktualisierter «Swiss Banking Outlook»: Schweizer Banken erwarten trotz zögerlicher konjunktureller Impulse soliden Geschäftserfolg auf hohem Niveau
Exportfähigkeit sichern: EU-Marktzugang verbessern und Sanktionen konsequent umsetzen
Europa ist für die Schweizer Banken der mit Abstand wichtigste Markt im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft. So konnte unter anderem im vergangenen Dezember ein bilaterales Abkommen mit Grossbritannien abgeschlossen werden. Nun gilt es, in Zukunft den Marktzugang in die EU zu verbessern. «Aus Sicht der SBVg muss das Marktzugangsanliegen der Banken aktiv auf die politische Agenda: Ein institutsspezifischer Ansatz für die EU würde den interessierten Banken einen wichtigen Zugang verschaffen, ohne dass die Schweiz umfassend EU-Recht übernehmen muss», sagt Roman Studer.
Gerade in Zeiten zunehmender geopolitischer Krisen bietet die Schweiz mit ihrer Stabilität und politischen Sicherheit Kundinnen und Kunden ein optimales Umfeld für die Sicherung ihrer Vermögenswerte. Dazu gehört eine Sanktionspolitik, die einem langfristig orientierten Ansatz folgt, rechtsstaatliche und übergeordnete politische Grundsätze berücksichtigt und diese konsequent vertritt. Die Schweizer Banken garantieren mit einer konsequenten Umsetzung der Sanktionen einen sauberen Finanzplatz und stärken damit die exportorientierte Wirtschaft.
Sicherheitsdispositiv im Bereich Geldwäscherei stärken
Um das Sicherheitsdispositiv im Bereich der Geldwäscherei weiter zu stärken, begrüsst die SBVg grundsätzlich das geplante Gesetz über die Transparenz juristischer Personen. Beim vorliegenden Entwurf sieht sie aber noch Optimierungspotenzial. Insbesondere muss der Zugang der Behörden zum geplanten Register in Einklang mit dem Gesetzeszweck gebracht werden und darf nicht zu einer indirekten Aufhebung des Bankkundengeheimnisses im Inland führen. Anwälte, Notare und Treuhänder sind in ihrer Rolle als Berater den Geldwäschereigesetz-Pflichten ebenso zu unterstellen.
Meinungsumfrage im 2023: Ruf der Banken bleibt trotz CS-Krise positiv