Distributed Ledger Technology – Die Schweiz als Vorreiterin
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Die Vorlage: eine Chancen-Regulierung!
Die heute vom Parlament verabschiedete Vorlage schafft endlich Rechtssicherheit für Anwendungen der Distributed Ledger Technology (DLT) im Finanzbereich. Sie eröffnet die Chance, dass sich die Schweiz als ein führender Standort für DLT-Unternehmen weiterentwickeln kann. Gleichzeitig gewährleistet sie die Integrität sowie die gute Reputation des Finanz- und Wirtschaftsplatzes Schweiz. Damit erlaubt sie die Fortführung, gar die Intensivierung der Arbeiten an zahlreichen vielversprechenden Projekten.
Die Anwendung der DLT wird in der Finanzindustrie zum Beispiel bei der Tokenisierung von Vermögenswerten für den Handel (Swiss Digital Exchange – SDX) oder auch im Trade Finance geprüft. Trade Finance ist ein äusserst Papier-lastiges und klassisches Zug-um-Zug-Geschäft. Der traditionelle Prozess ist durch die vielen involvierten Parteien, welche sich i.R. nicht kennen, stark verlangsamt. Die Transaktionsdauer wird durch den Einsatz der DLT massiv reduziert.
Was ist ein Token?
Schaffung von Rechtssicherheit in bestehenden Rechtsstrukturen
Mit der DLT-Vorlage wurde kein separates «DLT-Gesetz» geschaffen, sondern es wurden gezielte punktuelle Anpassungen in bestehenden Rechtsstrukturen, insbesondere beim Wertpapierrecht, beim Finanzmarktinfrastrukturgesetz und beim Schuldbetreibungs- und Konkursrecht vorgenommen. Dies erlaubt, eine sich in rasanter Entwicklung befindenden Technologie bei Bedarf flexibel in den Schweizer Rechtsrahmen zu integrieren.
Dank der DLT-Vorlage wurde Rechtssicherheit in zahlreichen, für die Finanzindustrie zentralen Bereichen geschaffen: Unter anderem wird sichergestellt, dass das Geldwäscherei- und das Finanzdienstleistungsgesetz auch für DLT-Marktteilnehmer gelten und diese, dank Anpassungen im Finanzmarktinfrastrukturgesetz, regulatorisch und aufsichtsrechtlich integriert werden. Auch wird mit Anpassungen am Wertpapierrecht dafür gesorgt, dass die als Register-Wertrechte ausgestalteten Anlage-Token eine «wertpapier-ähnliche» Funktion erfüllen können. Dank der Anpassung des Schuldbetreibungs- und Konkursrechts besteht zudem neu für Token ein Aussonderungsanspruch.
Rechtssicherheit dank folgenden Anpassungen
Schweizer Konsens-System – für einmal ein Katalysator
Die Schweiz wird oft als Konsens-Demokratie bezeichnet, deren politische Mühlen etwas langsam mahlen. Das Beispiel der DLT-Vorlage zeigt, dass genau dieses – manchmal träge anmutende Konsens-System – auch Vorteile bietet, die unter gewissen Umständen als Katalysatoren wirken können. Statt der Machtausübung durch eine bestimmte Mehrheit, steht das Finden eines Konsenses und damit der konstruktive Dialog unter allen politischen Akteuren im Fokus. Durch diesen stetigen Dialog etablieren sich stabile und offene Kommunikationskanäle. Dadurch können sich alle nachhaltig engagierten politischen Akteure frühzeitig und fortlaufend einbringen. Die DLT-Vorlage ist hierfür ein Musterbeispiel.
Behörden, Politik und Branche – der Austausch hat funktioniert
Die von der Branche identifizierten Chancen und Anliegen im Bereich der DLT konnten früh in die Politik und die Behörden getragen werden – ihre Expertise war explizit erwünscht. Der Konsensbildungs-Prozess wurde unter allen Akteuren (Behörden, Politik, Verbänden, usw.) zu einem frühen Zeitpunkt angestossen und erfolgreich vorangetrieben, was die Arbeit der zuständigen Behörden für die Vorlage unterstützte. Nach wenigen Monaten konnte Ende November 2019 der Bundesrat eine präzis ausgearbeitete und politisch stabile Chancen-Vorlage an das Parlament überweisen. Dieses nahm nur wenige, jedoch zielführende Anpassungen an der Vorlage vor. In der Folge hiessen Nationalrat (mit 192 zu 0 Stimmen) und Ständerat (mit 42:0 Stimmen) in der Sommer- bzw. Herbstsession die Vorlage einstimmig gut. Das Parlament gab vollumfänglich und wortwörtlich «grünes Licht». Ein bemerkenswert deutliches Signal.
Nationalrat
Ständerat
Grünes Licht: Mit Ihren einstimmigen Voten zur DLT-Vorlage senden National- und Ständerat ein deutliches Signal aus.
Die Schweiz muss ihre Chancen auch ausserhalb der DLT nutzen
Mit diesem Signal zeigt das Parlament die notwendige Sensibilität und das Verständnis für die Bedeutung von Chancen und wettbewerbsfähigen Rahmenbedingung für die Schweizer Wirtschaft. Dieses Bewusstsein muss jedoch ein fortwährender Richtpfeil für alle Gesetztes-Vorhaben sein. Ein Richtpfeil, der der Schweizer Politik auch künftig Orientierung gibt.
Möglichkeiten, kommende Chancen-Vorlagen ebenso beispielhaft anzugehen, werden Bundesrat, Parlament und Volk künftig zahlreiche haben: Gerade arbeiten Behörden daran, digitaluntaugliche Formvorschriften zu identifizieren, welche in der Folge in Gesetzesanpassungen im Sinne einer «digitaltauglicheren» Schweiz münden können – bzw., sollten. Das Volk seinerseits wird voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres über die Schaffung einer schweizweit harmonisierten e-ID befinden.
Für die Schweiz ist es zentral, dass sie solche Chancen – auch ausserhalb der DLT – rechtzeitig erkennt, kreiert und nutzt. Die verabschiedete DLT-Vorlage und das gleichzeitige Einnehmen einer Vorreiterrolle soll uns daran erinnern und als Vorbild dienen.