Wo stehen die Banken bei der Umsetzung der neuen Energieeffizienz-Richtlinien?
Die Richtlinien für Anbieter von Hypotheken zur Förderung der Energieeffizienz sehen vor, dass in der Beratung zur Immobilienfinanzierung der langfristige Werterhalt und somit auch die Energieeffizienz des zu finanzierenden Gebäudes mit Kundinnen und Kunden thematisiert wird. Ende Jahr läuft die Übergangsfrist zur Anpassung der bankinternen Prozesse ab. Wir haben bei Larissa Marti und Nando Gasser nachgefragt, wie die Umsetzung bei der Migros Bank und bei den Clientis Banken verlaufen ist.
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Die Energieeffizienz-Richtlinien sind seit dem 1. Januar 2023 in Kraft, wobei für die Anpassung der bankinternen Prozesse eine Übergangsfrist bis am 1. Januar 2024 gilt. Larissa und Nando, wo stehen Eure Institute im Umsetzungsprozess?
Larissa Marti: Wir sind auf der Zielgeraden. Die technischen Parameter sind definiert und werden bis Ende Jahr umgesetzt sein. Als Nachhaltigkeitsverantwortliche hat mein Fokus in den vergangenen Monaten auf der internen Kommunikation und Schulung gelegen. Denn damit die neuen Richtlinien ihre Wirkung entfalten können, müssen Kundenberaterinnern und -berater verstehen, wie Nachhaltigkeit, finanzierte Emissionen und das Hypothekargeschäft zusammenhängen.
Nando Gasser: Auch wir befinden uns im Endspurt. Die Richtlinien werden fristgerecht eingeführt. Als Legal & Compliance Officer koordiniere ich die Umsetzung unter den Clientis Banken. Wir orientieren uns dabei an den folgenden vier Kernpunkten: Thematisierung im Kundengespräch, Bezug öffentlich verfügbarer Daten, Informationsangebot für Kundinnen und Kunden und Weiterbildung der Kundenberaterinnen und -berater. Wir erhalten bereits erste Rückmeldungen aus der Praxis. Daraus resultierende Verbesserungsvorschläge setzen wir fortlaufend um.
Die Richtlinien sind prinzipienbasiert und proportional ausgestaltet, was Spielraum für die bankspezifische Umsetzung lässt. Was zeichnet den Set-up Eurer Banken konkret aus? Wie wird dieser für Eure Kundinnen und Kunden spürbar?
Larissa Marti: Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden auf das Thema Energieeffizienz ansprechen und Handlungsspielräume aufzeigen. Mit ihnen gemeinsam werden wir deshalb den energetischen Zustand der zu finanzierenden Immobilie analysieren und auf mögliche Massnahmen hinweisen. Konkret werden wir ab Januar bei solchen Finanzierungsgesprächen von einem interaktiven softwaregestützten Tool unterstützt werden. Zudem gehen wir mit Drittfirmen Partnerschaften ein, sodass wir unseren Kundinnen und Kunden eine möglichst breite Palette geeigneter Sanierungslösungen vermitteln können. Ich bin überzeugt, dass wir durch diese Hilfestellung die Hürden für eine effektive Umsetzung von Massnahmen senken und eine Erhöhung der Sanierungsquote erreichen.
Nando Gasser: Unsere Clientis Banken begleiten Kundinnen und Kunden, die an einer energetischen Sanierung ihrer Liegenschaft interessiert sind. Dies umfasst beispielsweise eine pragmatische Ersteinschätzung des energetischen Zustands einer Immobilie und eine Diskussion der potenziellen Sanierungsmassnahmen. Wichtig ist zu berücksichtigen, dass die Clientis Gruppe aus 14 selbständigen Banken mit jeweils unterschiedlichen Vertriebsstrategien besteht. Dadurch ergibt sich auch Spielraum für zusätzliche institutsspezifische Initiativen. Aufgrund ihrer regionalen Verankerungen sind Clientis Banken prädestiniert, ihre Kundinnen und Kunden umfassend und aus erster Hand über das lokale Gewerbe oder über die verfügbaren Fördermittel zu informieren.
«Damit die neuen Richtlinien ihre Wirkung entfalten können, müssen Kundenberaterinnern und -berater verstehen, wie Nachhaltigkeit, finanzierte Emissionen und das Hypothekargeschäft zusammenhängen.»
Stichwort «bankspezifische Umsetzung»: Wie habt Ihr den Umsetzungsprozess in Euren Organisationen aufgesetzt? Wo liegen die Herausforderungen und was sind mögliche Erfolgsfaktoren?
Nando Gasser: Die grösste Herausforderung besteht darin, die neuen Vorgaben in einen Prozess zu überführen, der in der Praxis jederzeit eine konsequente Einhaltung gewährleistet. In diesem Zusammenhang stellt das Verständnis der Mitarbeitenden einen entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Wir haben daher die Clientis Banken in die Umsetzung miteinbezogen und werden das auch künftig tun.
Larissa Marti: Auch ich sehe in der Ausbildung einen entscheidenden Erfolgsfaktor. Nur wenn unsere Beraterinnen und Berater gut geschult sind und sich inhaltlich fit fühlen, können sie Kundinnen und Kunden erfolgreich dazu motivieren, sich mit dem Werterhalt ihrer Liegenschaft und konkreten Sanierungsmassnahmen auseinanderzusetzen. Mit unserer Lernreise haben wir dafür eine sehr gute Grundlage geschaffen.
«Wir erhalten bereits erste Rückmeldungen aus der Praxis. Daraus resultierende Verbesserungsvorschläge setzen wir fortlaufend um.»
Und zu guter Letzt zu Euren Erwartungen: Was werden die neuen Energieeffizienz-Richtlinien bewirken?
Nando Gasser: Die Energieeffizienz-Richtlinien erhöhen das Bewusstsein aller Beteiligten. Insbesondere tragen wir dazu bei, dass Kundinnen und Kunden zu diesem Thema eine eigene Haltung entwickeln. Wenn kundenseitig Interesse an einer energetischen Sanierungsmassnahme besteht, unterstützen wir bei der Umsetzung.
Larissa Marti: Bei der Migros Bank können Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer nun an einem Ort Finanzierungslösungen und mögliche Sanierungsmassnahmen besprechen. Wir werden dies nicht nur bei Privatpersonen mit zu finanzierenden Einfamilien- und Ferienhäusern tun, sondern wollen auch bei weiteren Kundensegmenten aktiv werden. Damit schaffen wir Synergien; zudem sind wir der Auffassung, dass auch bei professionellen Kunden ein Bedarf an Nachhaltigkeitsberatung besteht.