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15.04.2025

«Wer die Sicherheitshinweise der Bank beachtet, ist gut geschützt»

Das Sicherheitsniveau im Schweizer Finanzsektor ist hoch, dennoch nehmen digitale Betrugsformen zu. Die neue Vorstudie der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) zeigt: Es geht jetzt darum, Stärken zu bündeln, Kooperationen auszubauen und Kundinnen und Kunden noch gezielter zu sensibilisieren. Im Gespräch erklärt Richard Hess, Leiter Digital Finance der SBVg, wie die Branche diesen Weg geht – gemeinsam.

Richard, weshalb hat die SBVg diese Vorstudie lanciert?

Weil wir die bestehenden Präventionsansätze gemeinsam mit unseren Mitgliedern weiterentwickeln und besser vernetzen wollten. Schweizer Banken leisten heute schon sehr viel im Bereich Sicherheit – technisch, organisatorisch und kommunikativ. Aber die Bedrohungslage verändert sich laufend. Betrügerinnen und Betrüger agieren oft über mehrere Kanäle und Institutionen hinweg. Deshalb macht es Sinn, dass auch wir, also die Bankenbranche, stärker zusammenarbeitet.

 

Was ist das zentrale Ergebnis der Studie?

Dass wir gemeinsam mehr Wirkung erzielen können. Drei Dinge sind entscheidend: Erstens, eine koordinierte Sensibilisierung der Bevölkerung – gerade bei Themen wie Social Engineering. Zweitens, ein regelmässiger strukturierter Austausch über Betrugsmuster und Betrugsstrategien, sowohl unter Banken als auch mit anderen Branchen, insbesondere Telekommunikationsunternehmen und Online-Marktplätzen. Und drittens, moderne technische Infrastrukturen, die helfen, Betrug auf Netzwerkebene schneller zu erkennen und zu verhindern, indem Zahlungsaufträge in Echtzeit überprüft werden. Das Ziel ist, intelligent zusammenzuarbeiten – nicht nur stärker.

 

Wie betroffen ist die Schweiz konkret?

Die Schweiz ist kein Sonderfall – aber natürlich auch keine Insel. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2024 über 42’000 Cyberbetrugsdelikte gemeldet: Ein Zuwachs von 40 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig ist wichtig zu betonen: Unsere Systeme sind sicher. Die allermeisten Betrugsfälle passieren nicht, weil Systeme versagen, sondern weil Menschen manipuliert werden – oft mit sehr überzeugenden Methoden. Deshalb setzen wir auch so stark auf Prävention durch Aufklärung und Sensibilisierung.

 

Gibt es also keinen Grund zur Sorge für Bankkundinnen und -kunden?

Nein. Wer die Sicherheitshinweise der Bank beachtet, ist gut geschützt. Die Systeme sind zuverlässig – und das Vertrauen in den Schweizer Finanzplatz ist berechtigt. Aber: Wachsamkeit bleibt wichtig. Darum wollen wir Informationen bündeln, verständlicher machen und über neue Kanäle verbreiten. Betrugsprävention ist heute auch Kommunikationsaufgabe.

Was passiert jetzt mit den Erkenntnissen der Studie?

Die identifizierten Massnahmen sollen weiter umgesetzt beziehungsweise deren Implementierung vertieft geprüft werden. Etwa die Entwicklung eines netzwerkbasierten Echtzeit-Warnsystems. Oder die Umsetzung gemeinsamer Sensibilisierungskampagnen. Gleichzeitig prüfen wir, wie wir bestehende Austauschformate effizienter koordinieren können. Die SBVg übernimmt dabei vorerst eine moderierende Rolle, vernetzt Akteure und fördert den Transfer zwischen Banken, Behörden und Tech-Partnern. Wichtig ist: Wir wollten möglichst konkrete und für die jetzige Umsetzung realistische Massnahmen definieren. Es ist möglich, dass im Laufe der Zeit noch weitere Massnahmen hinzukommen. Das Thema Betrug im Zahlungsverkehr ist auf jeden Fall sehr dynamisch, auch auf internationaler Ebene. Es wird uns sicherlich noch eine Zeit lang beschäftigen.

Digital Finance & Cyber Security

Autoren

Nirmala Alther
Senior Manager Themen & Media Relations
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Richard Hess
Leiter Digital Finance
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