Gut aufgestellte Banken betreten wirtschaftlich und politisch unsicheres Terrain
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In der Schweiz konnten 2021 die Massnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie schrittweise gelockert werden. Dies ging mit einer starken wirtschaftlichen Erholung und einem Rückgang der Arbeitslosenquote einher. Entsprechend verbesserte sich die Geschäftslage der 239 per Ende 2021 in der Schweiz tätigen Banken. Ihr aggregierter Geschäftserfolg stieg um 1,4 Prozent auf CHF 70,9 Mrd.
Kommissions- und Dienstleitungsgeschäft überholt Zinsgeschäft als Erfolgstreiber
Haupttreiber der positiven Entwicklung war aufgrund der stark gestiegenen Wertpapierpreise das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mit einem um 10,9 Prozent auf CHF 25,5 Mrd. verbesserten Erfolg. Erstmals seit 2015 war damit das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft gemessen am Geschäftserfolg wieder das bedeutendste Geschäftsfeld der Banken in der Schweiz. Im in den vergangenen Jahren dominierenden Zinsgeschäft nahm der Erfolg um 0,8 Prozent zu, im Handelsgeschäft ging der Erfolg nach einem ausserordentlichen 2020 deutlich um -29,4 Prozent zurück.
Hinsichtlich der Rentabilität nahm der Bruttogewinn der Banken in der Schweiz aus ihrer Geschäftstätigkeit 2021 dank eines stabilen Geschäftsaufwands um 3,1 Prozent zu. Steuern entrichteten die Banken in Höhe von CHF 2,6 Mrd. (+38,8 Prozent).
Starke Zunahme der flüssigen Mittel, Hypothekarforderungen bleiben grösste Aktivposition
Die Bilanzsumme aller Banken wuchs per Ende 2021 nochmals um 3,5 Prozent auf CHF 3’587,8 Mrd. Mit 11,1 Prozent oder CHF 76 Mrd. wiesen auf der Aktivseite die flüssigen Mittel betragsmässig das stärkste Wachstum auf. Dies ist unter anderem auf die Basel-III-Liquiditätsregulierung sowie auf das Niedrigzinsumfeld zurückzuführen. Die Hypothekarforderungen sind mit einem Anteil von 31,6 Prozent weiterhin die grösste Aktivposition der Banken in der Schweiz. 2021 konnten die Banken ihre Hypothekarforderungen um 3,4 Prozent auf CHF 1’134,9 Mrd. steigern.
Trendumkehr bei den Termineinlagen trotz ungebrochenem Wachstum der Sichteinlagen
Auf der Passivseite der Bilanzen dominieren die Verpflichtungen aus Kundeneinlagen mit einem Anteil von 57,5 Prozent. Ihr nochmaliges Wachstum geht auf jeweils rund 10 Prozent höhere Sicht- und Termineinlagen und damit eine unverändert aussergewöhnlich hohe Sparquote zurück. Der Anstieg der Termineinlagen ist jedoch eine Trendumkehr gegenüber den vergangenen zehn Jahren: Zwischen 2011 und 2021 ging ihr Anteil an den Passiven im Niedrigzinsumfeld von 12 Prozent auf 7 Prozent zurück, während der Anteil der Sichteinlagen von 22,9 Prozent auf 35,7 Prozent stieg.
Starke Zunahme der verwalteten Vermögen
Die verwalteten Vermögen nahmen 2021 mit 12,1 Prozent auf CHF 8'830,3 Mrd. deutlich zu. Die in- und ausländischen Kundenvermögen wuchsen dabei gleichermassen. Haupttreiber ist die starke Zunahme der Wertschriftenbestände in den Kundendepots der Banken (+14,3 Prozent). In den letzten zehn Jahren konnten die Banken die verwalteten Vermögen um 68 Prozent steigern, wobei der Vermögensanteil der ausländischen Kunden u.a. aufgrund der Aufwertung des Schweizer Frankens leicht zurückging.
Anzahl Beschäftigte bei den Banken nahm das zweite Jahr in Folge zu
Trotz fortschreitender Konsolidierung der Branche nahm die Anzahl Beschäftigte bei den 239 Banken in der Schweiz um rund 619 Vollzeitäquivalente auf 90’576,6 zu. Von einer Trendwende ist jedoch weiterhin nicht unbedingt auszugehen. In den Jahren seit 2013 war die Beschäftigtenzahl bei den Banken im Zuge der Konsolidierung sowie aufgrund verschärfter Regulierung und der Auslagerung von Tätigkeiten stetig gesunken.
Grosse Unsicherheiten im ersten Halbjahr 2022
Im ersten Halbjahr 2022 prägten grosse Unsicherheiten das Geschäftsumfeld der Banken: Geopolitisch gestiegene Risiken, nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine, Verwerfungen in den Lieferketten, steigende Inflationsraten sowie die Rückkehr zu einer restriktiveren Geldpolitik führten bereits zu deutlichen Korrekturen an den Aktienmärkten. Die verwalteten Vermögen der Banken in der Schweiz gingen in den ersten fünf Monaten 2022 um 4,4 Prozent zurück. Die Bilanzsumme aller Banken wuchs bis im Mai 2022 um 1,3 Prozent. Auf der Aktivseite nahmen vor allem die Forderungen aus Wertpapierfinanzierungsgeschäften sowie die sonstigen Aktiven zu. Die Handelsbestände in Wertschriften und Edelmetallen gingen stark zurück. Bei den Passiven setzte sich die Trendumkehr nach der eingeleiteten Zinswende zugunsten der Termineinlagen fort: Sie wuchsen um 10,9 Prozent, während die Sichteinlagen um 1,4 Prozent zurückgingen. Der Wachstumstrend bei den Hypotheken bleibt stabil, jedoch verbesserte sich mit der Zinswende die Bruttozinsmarge. Die Beschäftigung bei den Banken nahm auch im ersten Halbjahr 2022 weiter leicht zu. Auch die Prognose der Banken fällt gemäss der Beschäftigungsumfrage der SBVg in der kurzen Frist positiv aus.
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Über das Bankenbarometer
Das jährlich erscheinende Bankenbarometer der SBVg fasst die wichtigsten Kennzahlen und Entwicklungen des Bankenplatzes Schweiz zusammen. Es stützt sich auf Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie auf Erkenntnisse aus Umfragen unter den Mitgliedinstituten der SBVg. Wie im Vorjahr wurde die Studie als interaktive, leserfreundliche Webpublikation aufbereitet. Sie wird heute um 9:00 Uhr von Martin Hess, Leiter Wirtschafts- und Geldpolitik, an einer Medienkonferenz in Zürich sowie virtuell den Medien vorgestellt. Sämtliche Unterlagen sowie weitere Fakten und Zahlen finden Sie auf unserer Homepage.
Über die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg)
Als Dachverband und Stimme der Banken setzt sich die Schweizerische Bankiervereinigung für optimale Rahmenbedingungen des Schweizer Finanzplatzes im In- und Ausland ein. Die SBVg vertritt die Interessen der Bankenbranche gegenüber Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Regierung und Aufsichtsbehörden. Sie steht für offene Märkte, unternehmerische Handlungsspielräume und faire Wettbewerbsbedingungen ein. Als Kompetenzzentrum vermittelt sie bankenrelevantes Wissen und engagiert sich für Zukunftsthemen. 1912 in Basel gegründet, zählt die SBVg heute rund 270 Institutionen und 12'000 Personen als Mitglieder.