Meinungen
05.10.2023

Building Bridges 2023: Wie Daten und Standards zu klimaverträglichen Finanzflüssen beitragen können 

Wie machen wir die Pariser Klimaziele greifbarer? Die SBVg veranstaltete im Rahmen von Building Bridges in Zusammenarbeit mit AMAS und FGPF einen Workshop, um die Rolle von Daten und Standards bei der Bewertung klimaverträglicher Finanzflüsse zu diskutieren.

Nach Artikel 2.1c des Pariser Übereinkommens müssen die Finanzmittelflüsse mit einem Pfad zu niedrigeren Treibhausgasemissionen und einer gegenüber Klimaänderungen widerstandsfähigen Entwicklung in Einklang gebracht werden. Auf den ersten Blick erscheint dieses Ziel relativ klar und einfach. Die Operationalisierung und ein weltweit einheitliches Verständnis dessen, was klimaverträgliche Finanzflüsse ausmacht, sind aber bis heute noch nicht erreicht worden. Daten und Standards, welche eine Grundlage für weitere Diskussionen schaffen, spielen hier eine entscheidende Rolle.

Ohne Daten und Standards geht es nicht

Daten sind der erste Schritt, um zu verstehen, wo ein Unternehmen in Bezug auf seine Auswirkungen auf das Klima und seine Exposition gegenüber Klimarisiken steht. Beispielsweise werden Daten zu den Treibhausgasemissionen der Unternehmen benötigt. Nur wenn ein Unternehmen weiss, wo es in Bezug auf seine Auswirkungen steht, kann es auch mögliche Massnahmen mit grosser Hebelwirkung ermitteln und Ziele festlegen. «Für die Realwirtschaft entscheidet die Qualität der erhobenen ESG-Daten und der daraus resultierenden KPIs über die Fähigkeit, externes Kapital, neue Kunden und Talente zu gewinnen», betonte Quentin Piat, Head of Sustainability bei LEM International SA. Umgekehrt sind auch die Finanzinstitute auf die Emissionsdaten von Unternehmen angewiesen, wenn sie den Fluss der Finanzmittel lenken sollen. Klare Standards für die Messung und/oder Offenlegung von Emissionsdaten tragen dann zu einem gemeinsamen Verständnis von Finanzinstituten und Unternehmen wie auch zur Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Akteuren bei. In einer vernetzten Welt, in der nicht nur verschiedene Wirtschaftsakteure interagieren, sondern auch Handel und Geschäfte auf internationaler Ebene getätigt werden, ist dies besonders wichtig.

Für die Operationalisierung von Artikel 2.1c halten wir deshalb ein gemeinsames Verständnis dessen, was inhaltlich diskutiert wird, sowie die Verfügbarkeit von konsistenten und vergleichbaren Daten für unerlässlich. In dieser Hinsicht ist Gabriela, Principal Policy Advisor for International Environment Finance beim Bundesamt für Umwelt (BAFU), der Ansicht, dass «Zuverlässigkeit, Vergleichbarkeit und Benutzerfreundlichkeit Schlüsseleigenschaften sind, die zusammen betrachtet werden müssen, wenn man über Daten und Standards spricht.» Nur mit einer verlässlichen Ausgangslage kann das Thema zielgerichtet angegangen und beschleunigt werden, sodass Finanzflüsse in eine klimaverträgliche Richtung gelenkt werden können. Oliver Marchand, Global Head of Climate Research bei MSCI, unterstrich dies in seiner Keynote Speech: «Der ISSB-Standard wird die Klimaberichterstattung so alltäglich und wichtig machen, wie es die Finanzberichterstattung bereits heute ist.»

ISSB und NDZPU: Massnahmen auf die nächste Stufe bringen

Die jüngsten Entwicklungen im Gebiet der Daten und Standards sind ermutigend: Im Juni 2023 hat das International Sustainability Standards Board (ISSB) seine ersten beiden Standards zur Berichterstattung veröffentlicht. Solche klaren internationalen Standards ermöglichen es Unternehmen, über verschiedene Jurisdiktionen hinweg konsistent Daten offenzulegen, was auch den Finanzinstituten ermöglicht, dies zu tun. Die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (International Organization of Securities Commissions, IOSCO) umfasst Kapitalmarktbehörden, die mehr als 95% der weltweiten Wertpapiermärkte regulieren. Die IOSCO hat kürzlich ihre Mitgliedsländer aufgefordert, die Übernahme der ISSB-Standards in ihre jeweiligen nationalen Rahmenwerke zu prüfen. Damit soll ein wichtiger Aspekt des staatlich initiierten Artikels 2.1c seinen Weg in die Wirtschaft finden und muss von dieser umgesetzt werden.

Was den Zugang zu Daten betrifft, so wird erwartet, dass die Net Zero Data Public Utility (NZDPU) an der COP28 im Dezember 2023 ihren «Proof of Concept» publiziert. Ziel der NZDPU ist die Schaffung eines zentralen und kostenlosen Datenspeichers für klimarelevante Daten. Damit wird eine qualitativ hochwertige, umfassende und globale Basis von Klimainformationen geschaffen, die für alle zugänglich ist. Die NZDPU wird vom Climate Data Steering Committee beaufsichtigt, in dem globale Regulierungsbehörden, politische Entscheidungsträger, Standardsetzer, Datendienstleister und die Zivilgesellschaft vertreten sind. Dadurch wird sichergestellt, dass bereits in der Entwicklungsphase internationale und sektorübergreifende Unterstützung vorhanden ist. In diesem Kontext haben sich mehrere Schweizer Finanzinstitute verpflichtet, die NZDPU zu testen und kritisches Feedback zu geben.

Abbildung: Mechanismen zwischen den Zielen des Pariser Übereinkommens und ihrer Anwendung in der Wirtschaft

«Die Komplexität der Klimafinanzierung muss so gehandhabt werden, dass ein konstruktiver Dialog zwischen allen beteiligten Akteuren zustande kommt», sagte August Benz, Stellvertretender CEO der SBVg. Was die NZDPU und die ISSB-Standards von anderen Massnahmen in diesem Bereich unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie verschiedene bestehende Einzelmassnahmen von öffentlichen und privaten Akteuren zusammenführen und in einem Gefäss bündeln. Partikularinteressen werden zurückgestellt, um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. So unterstützen beispielsweise grosse und bekannte Datenanbieter die NZDPU. Dadurch werden verschiedene Initiativen unterschiedlicher Akteure miteinander verknüpft. Die Breite und Tiefe an Daten und somit ihre Relevanz werden für alle erhöht.

Ganz im Sinn und Geist von Building Bridges hat die Diskussion während des Workshops der SBVg, der AMAS und der FGPF veranschaulicht, was auch die internationalen Initiativen wie ISSB und NZDPU zeigen: Um die Finanzflüsse in Einklang mit dem Pariser Abkommen zu bringen, ist Zusammenarbeit auf lokaler, nationaler und globaler Ebene und zwischen allen beteiligten Akteuren unerlässlich.

Nach drei erfolgreichen Ausgaben wurde das diesjährige Building Bridges Event weiterentwickelt und sein Format stärker auf Handlungen und Massnahmen ausgerichtet: Die bisherige Building Bridges Week sind neu die Building Bridges Action Days.

Ganz in diesem Sinne veranstaltete die SBVg in Zusammenarbeit mit der Fondation Genève Place Financière und der Asset Management Association Switzerland am Dienstag, 3. Oktober 2023, einen interaktiven Workshop mit dem Titel «Paris Aligned Finance Flows: Data and Standards». Ziel des Workshops der SBVg war es, verschiedene Akteure aus dem Finanz-Ökosystem zusammenzubringen, um die Rolle von Daten und Standards bei der Umsetzung der Pariser Klimaziele zu diskutieren – insbesondere ging es um die im Artikel 2.1c des Pariser Übereinkommens festgelegten Ziele zur Lenkung der Finanzflüsse.

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